Death-Metal-Fans, die es gern simpel und effektiv, aber nicht vollkommen stumpf mögen, kommen dieses Jahr sehr gut auf ihre Kosten: Nach SKELETAL REMAINS und TEMPLE OF DREAD, um nur zwei Beispiele zu nennen, melden sich auch SENTIENT HORROR aus New Jersey nur zwei Jahre nach “Rites Of Gore” zurück. So konstant wie der Veröffentlichungsrhythmus dabei immer: die Qualität. Album Nummer vier macht keine Gefangenen und bewegt sich allgemein im erwartbaren Rahmen, weist aber auch im Nuancenbereich Neuerungen auf.
Ein Mal Kopf frei pusten mit SENTIENT HORROR, bitte!
Das Quartett klang noch nie so brutal wie auf “In Service Of The Dead”. Das Grundtempo ist im Vergleich zu älteren Alben ein gutes Stück höher, sodass ungleich mehr Blastbeats auf dem Album zu hören sind als bisher. Dadurch klingen SENTIENT HORROR etwas US-amerikanischer. Dem Album als Gesamtwerk tut das gut, denn “In Service Of The Dead” sind 37 Minuten Schlachtfest, die einem ganz schön den Schädel wegballern können. Allein das Eröffnungs-Triple “The Way Of Decay”, “Undead Mutation” und “Mutilation Day” ist schon in der Lage, sämtliche Gedärme in nicht euklidischen Formen neu zusammen zu puzzlen.
Geblieben ist die filigrane und melodische Gitarren-Arbeit in den Leads, die nicht wie bei den Vorbildern DISMEMBER die Eisernen Jungfrauen von der Nordseeinsel zitiert, sondern in der Manier des jungen Marty Friedman rasende Geschwindigkeit mit interessanten melodischen Ansätzen kombiniert. “The Tombcrusher” oder “Out Of Sanity” liefern gute Beispiele dafür. Dass im abschließenden Titelsong der vielleicht beste Groove-Part im traditionellen Death Metal dieses Jahr seinen Einzug findet, verdeutlicht das große songwriterische Potential der Platte.
“In Service Of The Dead” erfüllt alle Erwartungen
Genau das nämlich haben SENTIENT HORROR Bands wie den eingangs erwähnten SKELETAL REMAINS oder TEMPLE OF DREAD voraus: fast jeder Song ist ein kleiner Genre-Hit, der von den austauschbaren Gore-Songtiteln abgesehen, etwas Unverwechselbares hat. So reiht sich “In Service Of The Dead” in eine Reihe sehr starker Alben ein und zeigt nicht den Hauch einer Abnutzungserscheinung. Im Gegenteil: In Sachen Produktion hat die Band im Vergleich zum Vorgänger sogar wieder eine Schippe drauflegen können.
Carcass, aber mit Jan Chris de Koeyer! Was‘ ein geiler Song! Darauf ein wonniges AH!
#hyped
Mir auf Albumlänge dann doch zu sehr Comecon, wobei hier natürlich kein Computer, sondern ein echter Drummer trommelt, wenngleich kein guter. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Zu dick produziert, um Proto zu sein, indes nicht feist genug gezockt, um 30 Jahre alten Necroticism Standards zur Genüge zu reichen.
Seh ich weitestgehend auch so. Bisher das mMn schwächste Release der Stockholmer. Liegt aber für mein empfinden nicht an Evans, sondern dass dieses Mal das Songwriting einfach auf der Strecke geblieben ist. Ohnehin dieses Jahr kaum HM2(-like) Platten aufm Teller gehabt, und noch weniger gute. Hatte hier große Hoffnungen, wie auch bei Gatecreeper. Nüscht wars.
Artwork ist aber phänomenal. Dafür gibt’s den kleinen Rundungsbonus. 6,5