Liebe Trauergemeinde! Wir haben uns heute hier versammelt, um von einer Formation Abschied zu nehmen, deren unverwechselbare Musik uns sechzehn Jahre lang begleitet hat. Für viele überraschend setzen SENTENCED ihrem irdischen Dasein mit „The Funeral Album“ ein Ende. Die Beweggründe erläuterte Sänger Ville im Interview. Ein stilvoller Abgang sollte es werden. Und tatsächlich: stilvoller als mit einem solchen letzten Lebenszeichen kann man diese Welt nicht verlassen! Sechzehn Jahre, in denen die Band die Metamorphose von der ungestümen Death Metal Combo zu den Vorreitern des melodischen Suizid-Rocks vollzog, gehen mit diesem in den Lyrics häufig thematisierten Freitod nun zu Ende.
Den besten Abgesang auf diese eindrucksvolle Karriere halten SENTENCED mit „The Funeral Album“ jedoch immer noch selbst. Mit fast retrospektivem Charakter repräsentiert dieses finale Kapitel der Bandgeschichte noch einmal alles, wofür SENTENCED immer standen, was ihre Musik so einzigartig machte und wofür sie alle Fans lieben. Große Songs, von denen einige sogar unbestreitbares Klassikerpotenzial in sich tragen, untermauern eindrucksvoll die Erhabenheit dieser Band und versüßen diesen Abschied. Allein der fulminante Opener „May Today Become The Day“ reiht sich nahtlos in die Reihe der zahlreichen Sternstunden der Finnen ein. Und das kaltschnäuzige und doch wehmütige „Vengeance Is Mine“ dürfte wohl der coolste Song seit „Bleed“ sein! Diese Erinnerungen an die älteren Werke der Band überkommen einen beim Hören des Beerdingungsalbums immer wieder. Sei es durch die Art, wie manche Riffs klingen, durch eine besondere Stimmung oder durch die offensichtlich beabsichtigte Verneigung vor der Vergangenheit. So eine Huldigung an lange zurückliegende Tage ist das knapp einminütige reinrassige Death Metal Instrumental „Where Waters Fall Frozen“, das einem in Erinnerung ruft, dass SENTENCED bereits in ihren Anfängen zu Beginn der 90er mit „North From Here“ und „Shadows From The Past“ Alben geschrieben haben, die schon damals zu Klassikern wurden.
Trotzdem schaut man nicht nur wehmütig zurück, sondern auch nach vorn. Denn neben diesen manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlichen Rückblicken stellt „The Funeral Album“ die logische Konsequenz zu „The Cold White Light“ dar. So gibt es in „Vengeance Is Mine“ und dem abschließenden „End Of The Road“ einen absolut hörenswerten, weil perfekt in die jeweilige Stimmung eingebetteten Kinderchor zu hören, der neben diversen anderen instrumentalen Spielereien davon zeugt, dass diese Band eigentlich noch lange nicht alles gesagt hat! Laut Sänger Ville hat man während der Aufnahmen so ziemlich alles mit in die Songs eingebaut, was die Studioküche an Besteck hergab. Das ungewöhnliche Equipment wurde jedoch so perfekt mit in den Sound der Platte eingewoben, dass man es kaum als solches wahrnimmt. Wahrscheinlich ist es dieser Aufgeschlossenheit und Experimentierfreude zu verdanken, dass SENTENCED auch auf diesem Album so unverbraucht klingen.
Thematisch drehen sich die Songs ganz SENTENCED-typisch einmal mehr um die seit jeher wiederkehrenden Themen Selbstmord, Tod, Abschied und Einsamkeit, erhalten durch die bevorstehende Auflösung jedoch einen ganz neuen Bezug, der einem mit dem doomigen Abschluss „End Of The Road“ und zwei Quadratmetern Gänsehaut erst richtig bewusst wird. Dank dieses Albums werden SENTENCED eine noch schmerzlichere Lücke hinterlassen als ohnehin. Ruhet in Frieden.
Obwohl ich eigentlich ein Fan der härteren Gangart bin, ist dieses Album einfach nur überwältigend. Schade dass ich erst jetzt über diese Band gestoßen bin, wo es zu spät ist (Schande über mich, aber normalerweise habe ich mit dieser Stilrichtung wenig am Hut). Werd mir aber auf jeden Fall ihre älteren Alben auch noch zulegen.
Ein absolut würdiger Abgang einer Band die es versteht, auf dem Höhepunkt Ihres Schaffens abzutreten!
Wer die alten Sentenced-Alben mag, oder sich gar als Fan der Combo bezeichnet, kann hier nichts falsch machen. Dieses Album ist ein absoluter Pflichtkauf!
Ein schöner (eigentlich zu früher) Abschluss einer enorm vielseitigen Band, die erst auf den letzten 3, 4 Alben ihren Stil komplett gefunden hatte. So ist es keine Überraschung, dass „The Funeral Album“ es kaum anders macht, als der Vorgänger. Es sind jedoch die kleinen Facetten, die dann doch immer mal für eine kleine Überraschung sorgen können. So startet man direkt straight rockend mit dem Opener, der dieses Mal kein Intro darstellt. Es ist für alle etwas dabei. Für diejenigen, die es lieber langsam, etwas balladesker haben mögen, für diejenigen, die es gerne schneller und rockiger mögen und auch für diejenigen, die ein paar Experimente brauchen. Das kurze Death-Metal-Zwischenspiel ist zwar belanglos, erinnert aber schön an die Wurzeln der Band, „Despair-Ridden Hearts“ ist richtig schön verspielt, aber zum Ende hin schleichen sich dann auch ein paar lahme Nummern ein. Zumindest ich für meinen Teil hätte „Consider us dead“ und „Lower the Flags“ nicht gebraucht. Dafür gibt es dann aber ein grandioses Finale. „End of the Road“ gehört mit zu den besten Songs der Band und überrascht mit seinem abrupten Break in der Hälfte immer wieder erneut. Es gipfelt in einem wunderschönen, gefühlvollen Gitarrensolo von dem ich nie genug bekommen kann. Ein herrlicher Abschluss eines insgesamt sehr runden Albums!