Ein Schmetterling kann bis in seine mikroskopisch kleinen optischen Details erkennbare Unterschiede aufweisen. Die Vielzahl an unterschiedlichen morphologischen Formen lässt auf einen riesigen Pool verschiedenster Identitäten schließen. Doch der Weg ist lang. Aus dem Ei schlüpft eine Raupe, die sich ihrerseits irgendwann verpuppen muss, bevor aus ihr ein einzigartiger Schmetterling wird. Ein Schmetterling sind SENICIDE aus dem bayrischen Hof noch nicht. Doch das vermag kaum zu wundern, denn die fünfköpfige Truppe macht in dieser Form erst seit zwei Jahren zusammen Musik und wagt mit der EP “Cthonian Aeons“ den ersten leichten Vorstoß.
Was direkt auffällt ist die Tatsache, ja, da ist was drin! Die Jungs beherrschen ihre Instrumente und starten tatsächlich auch mehrere zögerliche Versuche, ihren recht puristisch klingenden, hörbar amerikanisch orientierten Death Metal mit anderen Einflüssen interessanter zu machen. Allerdings bleibt hier “zögerlich“ das richtige Stichwort. Klar, auf der ersten Scheibe will man sich nicht mit purem Experimentier-Aktionismus völlig ins Abseits katapultieren und versucht stattdessen erstmal sein Fundament vernünftig zu gießen. Und wie gesagt letzteres klappt schon mal recht ordentlich, auch wenn kein einziger Song auf “Cthonian Aeons“ auch nur irgendetwas Besonderes aufbieten kann.
Den ersten Teil ihrer Aufgabe haben SENICIDE also mit handwerklicher Solidität, gutem Mittelmaß aus eingängigen und komplexen Riffs zwischen Thrash- und Death-Wurzeln sowie einer ordentlichen, nicht allzu klar gewaschenen Produktion erfüllt. In Zukunft können sich die Süddeutschen an der Ausfeilung eines eigenen Gesichts widmen, was erfahrungsgemäß der weitaus größere Stein im Weg nach oben ist. Doch das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn die Voraussetzungen sind geschaffen. Wenn es SENICIDE im weiteren Karriereverlauf gelingt, nicht mehr wie CANNIBAL CORPSE oder DEICIDE, sondern wie SENICIDE zu klingen, dann ist viel geschafft.
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