Semargl - Attack On God

Review

Bevor Kenner der Band und Stilpuristen gleichermaßen die Hand zum Veto erheben: Die Ukrainier von SEMARGL spielen einerseits Black Metal, andererseits auch wieder nicht. Selbst nennen sie unheiliges Gebräu „Avantgarde Satanic Metal“. Von der Avantgarde ist auf dem Debütalbum von SEMARGL noch nicht sehr viel zu spüren, dafür umso mehr Talent.

„Attack On God“ erschien 2005 auf dem russischen Label More Hate Productions, und ist ein beeindruckendes Debüt. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich die Band viel Zeit genommen hat, bevor sie diesen Schritt wagte. SEMARGL wurde 1997 von Frontmann Rutarp gegründet und veröffentlichte im Jahr 2002 ein erstes Demo. Im darauffolgenden Jahr ließ er die Band dann mit Musikern aus Fleisch und Blut zum wahren Leben erwecken — und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Teil Eins dieser Geschichte, „Attack On God“ glänzt durch variationsreichen Black Metal, der sich sowohl an alten, skandinavischen Vorbildern orientiert, sich aber auch deutlich an der Moderne ausrichtet. Im Promozettel wurden einst Nähen zu BEHEMOTH, SATYRICON, IMMORTAL und DIMMU BORGIR suggeriert, aber man muss sich nur mal eine Sekunde lang vor Augen halten, wie sehr sich diese Bands selbst im Laufe der Zeit verändert haben. Aber auch so sind direkte Vergleiche eher fehl am Platze.
Indirekt merkt man allerdings, wie stark Bands von diesem Schlag auf SEMARGL eingewirkt haben (eine, die mir spontan noch in den Sinn kommt, sind THYRANE).

Die Songs leben einerseits durch pure Raserei („Renunciation Of God“, „Pure Hatred“), werden aber genauso oft in gemäßigte Tempozonen geholt. Die technisch-moderne Ausrichtung wird vor allem im Opus „God-Crushing Hammer“ deutlich, der durch Rhythmen- und Tempiwechsel, Breaks, kalte Riffs und elektronische Effekte geprägt wird.

Auch die melodische Seite kommt bei SEMARGL nicht zu kurz. Unschlagbarer „Hit“ des Albums in dieser Hinsicht ist Song Nummero Fünf: „Falling“. Hier agieren Keyboards und die Leadgitarre in einem sehr symphonischen Arrangement zusammen. Ein stimmungsvolles Piano-Intro, dann die mitreißenden, melodischen Riffs und letztendlich das einsetzende Schlagzeug – großartig! Das Hauptmotiv wird in mehreren Abschnitten variiert bis es zu einem fulminanten Finale kommt. Die sieben Minuten sind sehr überschaubar konstruiert, aber SEMARGL besitzen in diesem wie in anderen Songs eben das geeignete Händchen, um einfache und komplexe Songs mitreißend und interessant zu gestalten. Mir fällt auf Anhieb keine weitere ukrainische Band an, die in der gleichen Liga spielen. NOKTURNAL MORTUM hatten vielleicht mal das Potential dazu, aber von denen kommt ja heutzutage nur noch politisch verseuchter Dreck.

Mitunter kommt an einigen Stellen auch richtiges Death- bzw. Thrash-Metal-Feeling auf, was einerseits an den Riffs und dem Doublebass-Einsatz liegt („Jesus-Insect“), andererseits an Sänger Rutarp, der neben dem obligatorischen Kreischgesang auch mit Death-Metal-Growls seine satanischen Botschaften an den Mann bringt. Besonders heftig klingt das in „The Sign Of Chosen Names“, der dazu mit seinen sägenden Gitarren fast schon ein lupenreiner Death-Metal-Song geworden ist.

Abgeschlossen wird „Attack On God“ durch das Piano-Instrumental „The Cut Up Dream“, der durch seinen ruhigen, melancholischen Charakter ein bißchen aus der Rolle der bisherigen Stücke fällt.
Das ändert aber nichts an dem Eindruck, dass wir es hier ohne Übertreibung mit einem der Aushängeschilder von osteuropäischem Black Metal zu tun haben. Und mit der Qualität und dem Talent, welches SEMARGL auf ihrem Debüt beweisen, können sie sich zweifelsohne mit den anerkannten Szeneoberhäuptern messen lassen.
Während der Nachfolger bereits in den Startlöchern stand, wurde „Attack On God“ vom US-Label Deathgasm Records neu aufgelegt und somit der breiteren Masse zugänglich gemacht. Empfehlenswert!

24.05.2008

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