Selten zuvor hat eine Band mit der Bekanntgabe ihrer Auflösung dermaßen viel Staub aufgewirbelt wie THE DEVIL’S BLOOD. Selbstverständlich waren die Meinungen dazu ähnlich gespalten wie bereits zu den Veröffentlichungen und „Ritualen“ zuvor und man kann jetzt schon darauf wetten, dass die Reaktionen auf das nunmehr von Mastermind Selim Lemouchi unter seinem Namen laufende Folgeunternehmen nicht wirklich einheitlich sein werden.
Doch nicht nur die Tatsache, dass Selim erneut polarisieren wird bleibt unverändert, auch seine Hingabe zu psychedelischen Rocksounds ist es geblieben, wie selbstverständlich auch die Tatsache, dass er ein begnadeter Gitarrist ist, der mit unglaublich viel Gefühl in die Saiten langt. Und von daher muss man selbst als Skeptiker neidlos anerkennen, dass es sich auch bei SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES in erster Linie um ein musikalisch ambitioniertes und ansprechendes Unterfangen handelt.
Allerdings lassen sich sehr wohl deutlich Unterscheide zu THE DEVIL’S BLOOD ausmachen und zwar nicht bloß, weil ihm sein Schwesterherz mit ihrer hypnotisierenden Stimme nicht mehr zur Seite steht, sondern auch, weil sich Selim in den drei Tracks kompositorisch deutlich offener und vielschichtiger zeigt.
So lässt sich im eröffnenden „Echaton“, das im Stile eines 70s-Prog-Schinkens beginnt und in eine fast schon in Post Rock-Gefilde abdriftende Jam-Orgie gegen Ende übergeht, mehr PINK FLOYD heraushören als je zuvor, während „Thistle“ (zu dem auch ein Video gedreht wurde) als klassischer Psychedelic-Space-Rocker durchgeht, den man – auch auf Grund des Gesangs des Meister – durchaus auch auf eine alten HAWKWIND-Scheibe platzieren hätte können. Mit dem finalen Longtrack „Your Way Down“ beendet Selim sein erstes „Solo“-Lebenszeichen und lässt dabei zum einzigen Mal wirklich an seine vorheriges Unternehmen denken, dass man meinen kann, er hätte dieses Stück schon länger auf Lager gehabt und musste „nur“ noch die Gesangspassagen neu hinzufügen. Und genau deshalb muss ich zugeben, dass mir die Stimme Faridas zur Wirkung auf das Gesamtkunstwerk doch fehlt, auch wenn sich Selim am Mikro durchaus achtbar aus der Affäre zieht.
Schade zwar, dass es noch nicht zu einem Langeisen gereicht hat, doch zumindest einmal beweist uns Selim mit dieser EP, dass ihm viel mehr an der Musik selbst liegt als man ihm vielerorts unterstellt hat und er seinen Weg auch weiterhin auf kompromisslose Weise beschreiten wird.
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