Self Deception - Destroy The Art

Review

Mit ihrem neuen Album “Destroy The Art” führt die schwedische Modern-Metal-Band SELF DECEPTION ihre Veröffentlichungsserie konsequent fort, die Anfang des Jahres mit der Single “Beautiful Disaster” begann. Die Stockholmer sind bekannt für ihren energiegeladenen Sound, der klassisches Rockhandwerk mit modernen Nu-Metal-Elementen verbindet. Seit Jahresbeginn hat die Band kontinuierlich neue Songs herausgebracht, die nun in einem Album mit einer klaren Kampfansage im Titel kulminieren. Doch was verbirgt sich hinter der Aufforderung, die Kunst zu “zerstören”?

SELF DECEPTION stellen den Kunstbegriff auf den Prüfstand: „Destroy the Art“

Selbstreflexion, künstlerische Vielfalt und eine Prise Ironie prägen die zehn Tracks auf “Destroy the Art”. Hier finden sich auch die vorab veröffentlichten Songs “Blood & Scars”, “Matthew McConaughey”, “Hysteria” und “The Scandinavian Dream”, die Teil der EP “Blood And Scars” waren. Die Band kombiniert mit sicherem Gespür fesselnde Melodien, kräftige Riffs und eingängige Refrains und bewegt sich dabei durch verschiedenste emotionale und musikalische Landschaften.

Der Albumtitel “Destroy The Art” lädt zur Interpretation ein – besonders in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz zunehmend in die Musikproduktion einzieht. Der Titel stellt die Frage nach dem Wert handgemachter Musik und fordert uns indirekt dazu auf, über Authentizität nachzudenken. SELF DECEPTION erinnert mit dem Album daran, dass Musik mehr ist als technische Perfektion – sie braucht das Spontane, das Unvorhersehbare und vor allem Leidenschaft und Emotion. Das Album kann als Statement gegen die Schnelllebigkeit und als Plädoyer für die Wertschätzung echter, authentischer Kunst gelesen werden.

SELF DECEPTION Ein vielfältiges Klangspektrum und eindrucksvolle Statements

Die Tracklist von “Destroy the Art” ist vielfältig und zeigt die musikalische Bandbreite von SELF DECEPTION zwischen Hard Rock, Pop Rock, Nu Metal und Modern Metal. Die Platte eröffnet mit “Kallocain”, und erinnert damit an Karin Boyes Roman über einen totalitären Überwachungsstaat, in dem ein Wahrheitsserum entwickelt wird. Ein starker Start, der das Albumthema – die Auseinandersetzung mit Realität und innerer Freiheit – eindrucksvoll einleitet. “The Great Escape” knüpft daran an und befasst sich mit der Flucht vor inneren und äußeren Realitäten.

Das Album zieht uns von Beginn an in seinen Bann und lässt in jedem Track neue Facetten entdecken. Besonders beeindruckend sind das Stimmvolumen von Sänger Andreas, ebenso wie die vielseitigen Gitarrenriffs von Ronny, die treibenden Basslinien von Hagge und die vielschichtigen Drums von Erik. Die Songstrukturen bieten vom Aufbau her keine große Variation, sind jedoch spannend ausgestaltet mit überraschenden Rhythmen und genreübergreifenden Einflüssen, wie in “Matthew McConaughey” und “Hysteria”.

Zwischen Power und Nachdenklichkeit – musikalische Höhepunkte und Potenziale

Neben den bekannten Songs bietet das Album mit “Loneliness” und dem abschließenden “Siren Song” noch zwei bisher unveröffentlichte Titel. In “Loneliness” liefert Christopher Kristensen von DEAD BY APRIL stimmliche Unterstützung, und der hymnische Refrain sowie die Kombination aus gespitteten und gesungener Passage machen den Song zu einem Höhepunkt. “Siren Song” bildet einen bittersüßen Abschluss und thematisiert mit seinem Sirenengesang metaphorisch die Verführung durch die Einsamkeit und die Gefahr, die von ihr ausgeht. Dieser Track intensiviert das Album-Leitmotiv – den Verlust des Echten und die innere Entfremdung – auf eindringliche Weise.

“Destroy The Art” ist ein vielfältiges Modern-Metal-Album, das verschiedenste stilistische Elemente aufgreift. Von stimmlichen Verzerrungen, Chorgesängen, spittigen Passagen und elektronischen Akzenten bis hin zu ruhigeren und intensiveren Momenten zeigt SELF DECEPTION eine beeindruckende stilistische Bandbreite. An manchen Stellen hätte eine Reduzierung der Arrangements der Power und Energie keinen Abbruch getan. Gleichzeitig könnte die Band in Zukunft ihr Faible, zu experimentieren noch etwas mehr herausstellen und die etablierte Songstruktur gelegentlich aufbrechen.

Ein Wermutstropfen ist, dass lediglich drei neue Songs enthalten sind, während die restlichen bereits veröffentlicht wurden. Dies lässt sich jedoch kaum der Band anlasten, denn im Zeitalter des Algorithmus sind regelmäßige Releases fast unvermeidlich. Und hier schließt sich der Kreis zur Anfangsdiskussion: Wie stark beeinflusst der Algorithmus unsere Kunst? Zerstört er sie, oder geben wir sie selbst auf, indem wir uns seinem Takt unterwerfen? Es bleibt zu hoffen, dass die Authentizität und Kreativität, die SELF DECEPTION mit diesem Album demonstrieren, auch in Zukunft erhalten bleibt und die Wertschätzung der Hörer findet.

Live werden wir uns schon bald davon überzeugen können – denn wo könnten Band und Publikum besser Hand in Hand gehen als auf einem Konzert? Psst! Ab November auf Tour, auch bei uns!

29.10.2024

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