Secrets Of The Moon - Antithesis

Review

Spontan geistert mir während des Hörens von „Antithesis“ folgendes durch den Kopf: SATYRICON, bloß teilweise etwas flotter und nicht ganz so musikalisch gebügelt. Auf den zweiten Blick ist dieser Vergleich vielleicht etwas weit hergeholt, denn bei genauerer Betrachtung liegen die beiden Bands nicht sehr eng beieinander (bis auf einige Riff-Ähnlichkeiten). Der Gesang ist es, der einen sofort an SATYRICON denken lässt, denn in dem Falle ist die Ähnlichkeit der Stimmen regelrecht verblüffend. Selbst die Akzentuierung ist nahezu identisch, was nicht unfreiwillig den Gedankengang aufkommen lässt, dass der Vokalakrobat von SECRETS OF THE MOON in Satyr scheinbar eine große Inspirationsquelle sieht.

Musikalisch bewegen sich SECRETS OF THE MOON in deutlich spielfreudigeren Gefilden. Während die genannten Norweger mittlerweile vermehrt auf Eingängigkeit und nicht allzu üppige Arrangements setzen, geben sich die Deutschen hörbar Mühe, ihre Musik interessant und vielseitig zu gestalten, ohne aber einen gewissen Rahmen zu verlassen. Deutlicher als noch auf den Vorgängerwerken richten sie mit scharfen aber trotzdem leicht progressiven Riffs das Hauptaugenmerk auf die Gitarren, die eindeutig jeden Song auf dem Album dominieren. Egal ob unverzerrt, extrem, langsam oder schnell, die sechs Saiten nehmen den größten Raum ein. Sie werden dienlich und ebenfalls vielseitig vom Schlagzeug unterstützt, welches zwar zumeist eher im Midtempo agiert, hier und dort aber auch ab und an mal einen Blastbeat vom Stapel lässt, sofern es der Song zulässt. Rein musikalisch gibt es über „Antithesis“ kaum etwas zu meckern, besonders dann nicht, wenn man auf diese durchaus moderne Variante des Black Metals steht. Rohheit und ungestüm dunkle Energie darf man hier allerdings nicht erwarten, sondern eher musikalisches Kalkül und klare Vorstellungen bezüglich der Wirkung einzelner Parts und Elemente.

So gut und professionell die Musik auch ist, einen Haken hat das Ganze. Es wird leider nicht sehr viel Feeling transportiert. Man bekommt mit jedem weiteren Song während des Hörverlaufs den Eindruck, dass SECRETS OF THE MOON mit „Antithesis“ auf Nummer sicher gehen und lieber musikalisch perfekt sein wollten, als etwas zu wagen. Auch die stellenweise guten Leads und Melodien lassen nicht darüber hinweg täuschen, dass diesem Album letztendlich etwas ganz wichtiges fehlt, um zum großen Wurf zu werden: Die Leidenschaft.

Der Brückenschlag zwischen Perfektion und überzeugender Atmosphäre ist SECRETS OF THE MOON also noch nicht ganz gelungen, was natürlich nicht bedeuten soll, dass „Antithesis“ ein schlechtes oder schwaches Album ist, ganz und gar nicht. Mit etwas mehr Mut und losgelassenen Zügeln hätten sie meiner Meinung nach jedoch noch einiges mehr aus dem Material herauskitzeln können.

22.07.2007
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