Second Brain - Synthesis

„Free-form Metal from Rome“. Dieser Term ist auf der Facebook-Seite der 2009 gegründeten Band SECOND BRAIN zu finden. Nur knapp darunter steht „Anything between TOOL and METALLICA“ – und lässt mich angesichts dieser vermeintlich(?) paradoxen Aussagen etwas verwirrt eine Augenbraue hochziehen. Klar: Namen sind nur Schall und Rauch; und jede Band, die sich aus dem Korsett vorgefertigter Strukturen befreien möchte, rennt bei mir grundsätzlich offene Türen ein – und wer weiß, vielleicht ist letztgenannte Einordnung nur etwas unglücklich?

Das ist sie tatsächlich, denn der Dreier um Bandkopf Agravain bietet eben nicht nur Musik zwischen METALLICA und TOOL, sondern auch eine ganze Menge anderer Einflüsse: Mal thrashig, mal punkig; mal aggressiv, mal etwas zurückhaltender; mal gibt es verhältnismäßig simpel gestrickte Motive, mal ambitioniertes Gitarren-Gefrickel. So recht will mir auch keine treffende Stilbeschreibung einfallen, weshalb „Free-form Metal“ vielleicht gar nicht der schlechteste Ansatz ist. Dem geneigten Leser muss aber klar sein: Wirklich progressiv oder Avantgarde ist SECOND BRAINs Debut „Synthesis“ nicht. Eigentlich gar nicht.

Hier kommt nämlich der immer noch nicht so ganz aufgelöste Widerspruch der oben zitierten musikalischen Verortungen der Band selbst ins Spiel: Für mich ist er symptomatisch für Attribute, die die gesamten gut 37 Minuten durchziehen: Halbgar. Nicht zu Ende gedacht. Das gilt sowohl für die Songs, die dramaturgisch ohrenscheinlich noch Luft nach oben haben, als auch für die technische Ausführung (instrumental und stimmlich), als auch für die Produktion, die für diese Musik einfach zu roh geblieben ist. Schaut man sich zusätzlich noch das Cover-Artwork an, das die leider nur sehr laienhafte Umsetzung einer prinzipiell guten Idee darstellt, vervollständigt sich das Bild.

Kurzum: SECOND BRAIN haben gute Ideen, können diese aber (noch) nicht so umsetzen wie diese Ideen es verdient hätten. Schlecht ist „Synthesis“ keineswegs – aber eben nicht ganz zu Ende gedacht / gemacht. Schade.