Egal in welche Sparte man blickt: Polens Musiker sind berüchtigt für ihr Talent, scharf hinzuhören und Einflüsse so gekonnt zu verarbeiten, dass sie mal fix ein Genre revolutionieren können. So bedienen sich SEARCHING FOR CALM einmal mehr leichtfüßig bei diversen Genres mit dem Präfix „Post-„, um einen spritzigen Genre-Cocktail zu kredenzen. Mit Elan und Können mixen die hellen Köpfe die Abgedrehtheit von THE MARS VOLTA mit dem avantgardistischen Charme von SONIC YOUTH und untermalen das Ganze mit einer punkigen Note, sodass die Scheibe ebenso frech wie schöngeistig ins Ohr geht.
Rockige Momente kommen nicht zu kurz, ebensowenig wie versonnen-avantgardistische Passagen: Aus verschiedensten Elementen modellieren die Polen eine Art Meta-Genre, das die Vorteile verschiedener Progspielarten vereint. Dabei klingt die Melange zu keiner Sekunde planlos oder progressiv um des Progressiven willen. Jeder Wendung, jedem überraschenden Genrewandel der Songs hört man an, dass sie mit Köpfchen eingesetzt worden sind, und die Abwechslung stört nicht die Harmonie des Albums – im Gegenteil, die Scheibe klingt sehr überlegt und wie aus einem Guss. Selbst Prog-Skeptiker können hier auf ihre Kosten kommen, denn statt Verkopftheit zelebrieren SEARCHING FOR CALM Leichtigkeit und eine mitreißende Stimmung.
Modern und voller Elan, so lädt „Celestial Greetings“ zum Abheben ein. Gelegentlich lässt es noch mitreißendere Songstrukturen zu wünschen übrig, die die Homogenität ein wenig durchbrechen und zu echten Earcatchern avancieren könnten. DREDG, die man ja auch begeistert zitiert, machen es vor. Aber auch so ist das Potenzial der Scheibe, genussvoll in einem Stück angehört zu werden, angesichts der Länge und des Genres sehr erfreulich.
Naja… SONIC YOUTH nun nicht gerade… Und eher zu viele "Earcatcher", weniger Süße wäre besser! Ganz nett zum Hören, das schon, aber noch ohne eigene Identität. Ist ja oft so, was diese Region betrifft, wir sind ja nicht im kreativen Skandinavien, was?