Screaming Eyes - Screaming Eyes

Review

Irgendwie ist es paradox. Es gibt Bands, die spielen lupenreinen MetalCore, wollen aber dieses Etikett ums Verrecken nicht aufgedrückt bekommen, da es mittlerweile vielerorts schon als Schimpfwort gebraucht wird. Auf der anderen Seite existieren wiederum Formationen, die musikalisch mit MetalCore so viel am Hut haben wie ein Blauwal mit rhythmischer Sportgymnastik, und sich aber dennoch freiwillig das MC-Label aufdrücken.

In letztere Kategorie fallen die Italiener SCREAMING EYES mit ihrem selbst betitelten Demo-Erstling. Dem Core verhaftet sind hier einzig ganz seltene, geshoutete oder semi-cleane (relativ verunglückte) Gesangspassagen. Der Rest dieser vier Tracks ist lupenreiner Melodic Death. Zwar hört man wenige Göteborg-Einflüsse und ihre typischen Twin-Guitar-Attacken, aber griffige Melodien und schöne Leads laufen einem zuhauf über den Weg wie z.B. im stärksten Song der Platte, „Angel Fall: Death Angel Silence“, der zu Beginn mit einem astreinen SUSPERIA-Gitarrenlauf beginnt und sich dann mit einem gut getimten Spannungsbögen über den Hörer ergießt.

Doch leider halten die anderen drei Stücke dieses Niveau nur bedingt. Hier merkt man dem Quintett sein junges Alter (alle Baujahr 1985 oder 1986) an. Zuweilen ziellose Death/Thrash-Härte wechselt sich mit unpassenden Ruhephasen ab und erzeugt so einen relativ unausgegorenen Eindruck. Die holprigen Soli nicht zu vergessen. Hinzu kommt eine Songdurchschnittslänge von über fünf Minuten, die sich nachteilig auswirkt, da von Track 1 bis 3 einfach zu wenig passiert, um diese Zeitspanne zu füllen. Nach der Hälfte eines jeden Stücks werden die an sich guten Ideen nur noch als Repeat-Schleife aufgelegt.

Potential muss man SCREAMING EYES allerdings zugestehen, da sie sich bemühen, nicht einfach platt den AT THE GATES-Stiefel runter zu spielen, sondern eigene Identität dazu packen wollen. So ist „To My Darkness“ z.B. vom italienischen Dichter Ugo Foscolo inspiriert und auch manche Melodieläufe können einen südeuropäischen Anstrich nicht leugnen.

Schaffen es die Jungs vom Stiefel in den nächsten Jahren, diese Schwächen durch musikalisches Erwachsenwerden abzustellen und beim nächsten Album das sehr cheesige Artwork samt Bandpics, die in punkto Pseudocoolness nur noch von TOKIO HOTEL übertroffen werden (wenn Eyes screamen könnten, sie würden es in diesem Falle defintiv tun!), zu vermeiden, könnte in Italien endlich mal wieder ein hoffnungsvoller Extrem-Metal-Act heranreifen.

13.10.2005

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