Scott Hull - Requiem

Review

Gute Scores, sei es für Film oder Theater haben schon etwas Faszinierendes an sich. Aber richtig interessant wird es dann, wenn es das zu vertonende Objekt gar nicht gibt, bzw. nicht realisiert wurde. Gerade in solchen Fällen wird deutlich, was für ein außerordentliches Konzeptwerk ein Score eigentlich ist. Ich denke dabei z.B. DIABOLICAL MASQUERADEs letztes Album „Death’s Design“, oder BLACK LUNGs Kooperation mit XINGU HILL „The Andronechron Incident“, einem Film, von dem es bislang nur einige Fotos aber keinen echten Beweis für seine Existenz gibt. Oder denken wir an COILs Score für Hellraiser, der letztendlich verworfen wurde. Von solchen „Score-Geistern“ existieren mehr, als man glaubt.

Einen ganz ähnlichen Fall haben wir bei „Requiem“ vorliegen, für den sich Scott Hull verantwortlich zeichnet. Es ist der Scott Hull, den man u.a. aus PIG DESTROYER kennt. Viele von Hulls Projekten und Bands sind eindeutig im extremen Metalsektor anzusiedeln, somit dürfte „Requiem“ für viele eine deutliche Überraschung sein.

Denn hier hören wir weder Metallisches noch Extremes, sondern Musik zu Bildern, die nie realisiert wurden. Laut meinen Informationen wurde das Filmprojekt, für welches Hull die Musik schreiben sollte, irgendwann abgeblasen. Nun hatte Hull quasi die Musik, aber keine Bilder mehr. Zusammen mit Relapse und dem Grafikkünstler Orion Landau entschied man sich dann, neue Bilder zu formen, die als Stimulanz für’s Kopfkino betrachtet werden können.

„Requiem“ enthält keine echten Songs, sondern hauptsächlich atmosphärisch starke, instrumentale Stimmungsfragmente, die sich eines weiten Spektrums aus Ambient, Electronica und akustischen Piano- und Gitarrenklängen bedienen. Wie bei einem „handelsüblichen“ Score gibt es hier Stücke für verschiedene Zwecke und Funktionen: Hintergrund, Umgebung, Leitmotive, Transitionen… es bedarf gar keiner Bilder, damit sich die Musik entfalten kann. Sie wirkt belebend auf das Kopfkino, in dem sich ganz eigene, individuelle Bilder entwickeln.

Als eine seiner Inspiritionsquellen nennt Scott Hull Ennio Morricone. Das mag man sehen wie man will. „Requiem“ ist vor allem ein über weite Strecken minimalistisch aber nicht minder wirksam gehaltener, atmosphärischer und experimenteller Score, der mit weit ausufernden Flächenklängen arbeitet. Das Album zeigt helle wie düstere Momente, die akustischen Stücke (z.B. „Conseguenze“) stechen angenehm hervor, ebenso wie das von langsamen Beats getragene „Vista All’ospedale“, oder das überraschend friedfertige „Shootout“. Die Vielseitigkeit sollte Filmemacher aufhorchen lassen, Scott Hull liefert jedenfalls mit „Requiem“ ein beeindruckendes Zeugnis seines Schaffens ab.

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06.07.2008

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