Scorngrain - Utopia.Paranoia.Perversions!

Review

Das haben sie sich so gedacht: Nach ihren beiden Alben bei Dynamic Arts ihr Drittwerk einfach dem finnischen Miasma Magazin unterzuschieben und im Anschluss daran digital zu veröffentlichen. Was wohl eher aus der Not geboren war, möchten SCORNGRAIN nun als Statement in einer Diskussion um die Rolle von Plattenfirmen und Distributoren sehen. Aber Misstrauen ist angesagt: Erstens haben die Finnen ein Faible für hässliche Sonnenbrillen, und zweitens gibt sich der Sänger mit seinem neuen Pseudonym Boom Boom Enema ziemlich militant (oder heißt er jetzt doch SinKone?). Und drittens praktiziert der Gitarrist als Dr. Mike – auch wenn das erstmal vertrauenserweckend klingt, so müssen sich Promovierte aller Art dieser Tage Fragen gefallen lassen: Alles auf dem eigenen Mist gewachsen, oder doch nur das Ergebnis von „Copy & Paste“?

Ganz so schlimm ist es natürlich nicht: Am ehesten versuchen SCORNGRAIN, auf „Utopia.Paranoia.Perversions!“ als verschärfte Version der DEATHSTARS durchzugehen. Und das war auf den beiden Vorgängeralben eigentlich nicht anders: Da gab es Thrash-Metal-Riffs, fies gezischten Gesang und reichlich elektronische Spielereien, Effekte und Samplings. An jeder Ecke zirpt und fiept es, und Synthies wabern durch den Orbit. Cyber Thrash eben. Oder Acid Metal, wie das Cover von „Utopia.Paranoia.Perversions!“ verrät.

Grundsätzlich ist das auch in Ordnung: SCORNGRAIN wissen, wie sie Songs zusammensetzen und die genannten Elemente miteinander verschmelzen müssen. Und so gehen beim ziemlich schmissigen Opener „Satan Is My Co-Pilot“ Metal und Elektronik eine gelungene Synthese ein, genauso wie beim folgenden Titeltrack, das mit einem schicken Endlosgitarrenriff punkten kann. „Bloodrush“ und „Age Of Disgust“ sind ebenfalls nicht schlecht, aber in der Folge zeigt sich, dass den Herren ein wenig die Ideen ausgehen. Zwar versuchen sie, den Stücken mit punkigen Tempoverschärfungen („Once In A Knifetime“) und allerlei Synthieschichten einen zusätzlichen Kick zu verschaffen, aber letztlich sorgen erst die melodiösen Gitarren am Ende von „Fade And Vanish“ (und damit in den letzten Zügen des Albums) für ein Aufhorchen.

Über weite Strecken ist das Album einfach unscheinbar: Nicht schlecht, aber eben auch nicht richtig aufregend. Übrigens eine Sache, die sich bis hin zu Songtexten und Layout erstreckt. Bei diesem Großaufgebot an Effekten und Sonnenbrillen (und nicht zuletzt bei diesem Titel) hätte ich auch da etwas mehr Boom Boom erwartet. Und somit ist „Utopia.Paranoia.Perversions!“ auch als Gesamtpaket nicht durchgehend überzeugend – zwar irgendwie nett, aber keineswegs gefährlich.

21.02.2011

- Dreaming in Red -

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