Scorngrain - Cyberwarmachine

Review

Wer kennt das nicht? Man fährt in die Stadt und sucht nach ner Parkgelegenheit. Aber wie immer ist auch das letzte Fitzelchen vergeben, nirgendwo eine Möglichkeit, den Wagen sicher und vor marodierenden Lackhassern geschützt abzustellen. Und die Parkhäuser? Ha ! Belegt, werden umgebaut oder sind Indianergebiet.

Da gibt es nur eine Möglichkeit. Man braucht ein Fahrzeug, mit dem man keine Parkplätze suchen muss, sondern welche schafft. Genau! Einen PANZER!!! Und genau den haben Scorngrain im Angebot. Vielleicht kann man den auch online ordern? Denn ganz ehrlich … das Kettenfahrzeuch ist fast das Einzige, was an „Cyberwarmachine“ so richtig zu gefallen weiß (natürlich nur wegen der Parkplätze!).

Denn die Mucke der drei finnischen Kerle leidet an ihrem recht verhängnisvollen Leitspruch : „Alles muss rein!“ Tja, das ist Winterschlussverkauf mal anders rum. Dumm nur, dass das Überangebot an musikalischen Versatzstücken nicht im Ansatz durchzündet. Als Grundgerüst sind die trockenen Thrashriffs gar nicht mal zu verachten (z.B. auf „Dawn Of Hypocrite God“), doch werden sie durch den völlig überzogenen Einsatz von elektronischem Gefiepe und peinlichem Gedudel („Killing Breed“ kommt beispielsweise mit einer derart dämlichen Synthiemelodie daher, dass es verdammt AUA tut!) letztlich zunichte gemacht.
Sorry, aber das bekommen die vermutlichen Vorbilder wie Fear Factory oder Ministry (diese Giganten hier zu erwähnen, ist fast schon ein Sakrileg) wesentlich besser hin.

Auch die wenig variable Stimme von TwentynineA, die zwar ganz ordentliches schwarzwurzeliges Gekreische zustande bringt, aber ansonsten abseits der Erträglichkeit die lyrics malträtiert, ätzt spätestens nach dem dritten Song. Auf Grundeis stößt sie dann, wenn sie auf Zak Tell Pfaden wandeln will („24-7 Hell“) und uns ein wenig Rap darbieten möchte. Grauslich!
Zuweilen hat man gar das eigenartige Gefühl, Strapping Young Lad hätten plötzlich Bock auf Björk zu Homogenic Zeiten bekommen. Eigentlich ein recht interessanter Gedanke, aber die gebotene Ausführung ist doch eher äußerst bescheiden.

Lediglich das etwas stimmungsvollere, besser strukturierte „Flesh Means Pain“ kann durch hohe Eingängigkeit, einen starken Chorus und etwas rockig-groovige Klänge gefallen.
Aber das ist etwas dürftig für ne 40 minütige Schlechtkrawalloffensive, bei der der Rest allenfalls ein müdes Gähnen auf die Gesichter der Rezipienten zu zaubern vermag. Tja, Leute, da könnt ihr den gigantischen Ringmaulschlüssel (siehe backcover) getrost weglegen und erstmal mit Mamis Nagelpflegeset spielen. Für so großes Werkzeug aus Papas Garage müsst ihr noch n bisschen üben. Aber was nich’ is’, kann ja noch werden. Ansätze sind ja da.

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27.12.2004

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