Cyber Thrash Metal made in Finland? Da fällt mir MYGRAIN ein, und der etwas blassere Halbbruder SCORNGRAIN, der jetzt mit „0,05%“ sein Zweitwerk veröffentlicht hat. Der Vorgänger „Cyberwarmachine“ hat mich damals nicht überzeugen können, zu überladen, zu konstruiert erschien der Brocken.
Mit dem Nachfolger schicken sich die Finnen nun an, das Ganze etwas genießbarer zu gestalten. Nach wie vor regieren brettharte Thrash-Riffs die Songs, denen sich der Rest der Instrumente und Sounds unterordnen muß. Leider tut diese Hierarchie dem Schlagzeug nicht so gut, welches zwar ordentlich knallt, aber hinter den stampfenden Gitarren manchmal etwas zu stark zurückstecken muß. Somit ballt sich aus Thrash-Geschrammel und bollernder Bassdrum ein ziemlich wuchtiger Nackenschlag, bei dem man hinterher nicht genau sagen kann, was einen eigentlich getroffen hat. SCORNGRAIN bauen auf eingängigere Songstrukturen, die allesamt gradewegs nach vorne preschen. Variables Double-Bass-Drumming, eingestreute Breaks und abwechslungsreiches Riffing lockern die Brecher auf, die sich auch öfters mal einen gemäßigteren Midtempo-Part gönnen.
Was bei Cyber Thrash natürlich essentiell dazu gehört, ist exzessives Sampling, elektronische Spielereien und Synth-Effekte. Gerade die Synthesizer sind „quietschfidel“, falls ihr diesen ironischen Fingerzeig versteht. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn auf Klingelton-Gepiepe können Metalsongs immer noch verzichten, auch wenn sie sich ‚Cyber Sonstwas‘ nennen. Die Samples sowie elektronische Beats werden dagegen schon besser eingesetzt und dezenter platziert.
Die Melodien auf „0,05%“ kämpfen leider oftmals vergeblich gegen die Riff-Gewitter, vor allem, wenn sie nur durch die Synthesizer gespielt werden. Die Gitarren könnten hier mehr übernehmen, und oft hört man sehr gute Ansätze, die dann leider nicht weiter verfolgt werden. Daraus folgt, dass die neuen Songs alle zwar druckvoll aus den Boxen dröhnen, sie aber eher klobig wirken und keine echten Höhepunkte auf dem Album schaffen können. Es bleibt wie gesagt bei vielversprechenden Ansätzen, die dann zugunsten von Hau-den-Lukas-Riffs verworfen werden.
„0,05%“ ist zwar keine 0,05%-Steigerung zum Vorgänger, denn da haben die Finnen diesmal deutlich mehr herausgeholt, aber ein Quantensprung ist das auch nicht. Erstaunlicherweise haben es SCORNGRAIN übrigens geschafft, wie beim Vorgänger 9 Songs in wieder 40 Minuten zu zocken. Zufall? Kalkül?
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