Scornage - Born To Murder The World

Review

Etwa zweieinhalb Jahre mussten die Fans auf dieses Album warten. Die Aachener Thrash-Institution SCORNAGE hat zwischenzeitlich zwar noch eine DVD zum 10 jährigen Jubiläum auf den Markt geschmissen, allerdings wurde die neue Langrille dermaßen heiß ersehnt, dass dies nur ein kleiner Trost war. Und man durfte gespannt sein, ob es SCORNAGE schaffen würden, die sehr starke Scheibe aus dem Jahr 2006, namentlich „Pure Motorized Instinct“, zu toppen, die von mir fälschlicherweise mit „nur“ sieben Punkten bewertet worden war, denn das Teil entwickelte sich mit jedem Hörgang weiter und weiter, bis alle Tracks nicht mehr aus der Birne wollten. Aber nun genug von den vergangenen Zeiten, widmen wir uns lieber dem aktuellen Thema. Und dieses heißt „Born To Murder The World“ und ist das mittlerweile dritte Album der Recken. Und eins kann gesagt werden: Das Warten hat sich gelohnt!

Der Opener „Made In Hell“, den einige wohl bereits von den letzten Konzerten kennen, startet mit einem kurzen „…shall we begin…“ und dann bricht die Hölle los. Die Pfeilschnelle Nummer walzt alles platt, Tom Freyer an den Kesseln gibt die Geschwindigkeit vor und Sänger Guido Grawe, der anscheinend vor den Aufnahmen die ein oder andere Platte von CRADLE OF FILTH gehört hat, kreischt sich durch die, mit knapp zweieinhalb Minuten, recht kurze Nummer wie ein Wahnsinniger. Generell stellt sich mir die Frage, ob der Sänger bereits morgens mit Reisnägeln gurgelt, oder ob er andere Gründe hat, alles in Grund und Boden zu schreien. Das folgende „Protoype“ steht dem in Sachen Aggressivität und Geschwindigkeit in nichts nach. Das Stück kann durch seine Tempiwechsel und SLAYER-artigen Passagen ebenfalls vollkommen überzeugen. „The Scent Of Things To Come“ legt die Speed-Messlatte noch ein paar Stockwerke höher, die Doublebass haut einfach alles weg und beim Gesang kommen erneut die Einflüsse von Dani Filth und Co. zum Einsatz, was den Tracks im einzelnen wirklich gut zu Gesicht steht.
Zu einer ordentlichen Portion Gänsehaut kann der Titeltrack „Born To Murder The World“ animieren, der als Intro diverse Filmsequenzen enthält, welche dann langsam von Gitarre und Schlagzeug abgelöst werden. Spätestens hier bleibt kein Nacken unbewegt, kein Haarschopf still und keine Luftgitarre ungespielt. Geile Nummer, die fast nahtlos in „If We Really Knew“ übergeht, was einem zumindest so vorkommt. Beachtlich ist, wie SCORNAGE im Laufe der Jahre die Vergleiche zu Bands wie SODOM, KREATOR oder EXODUS abschütteln konnten und nun völlig autark auftreten. Das ändert sich auch mit „Dead And Gone“ nicht, welches bestimmt mit Wut im Bauch geschrieben worden ist, denn anders kann diese Aggressivität nicht zu erklären sein! Generell zeichnet sich die Scheibe durch eine, sagen wir gewisse negative Stimmung aus. „SPDS“ kennen die ein oder anderen bereits von der DVD „Age Of Scorn“. Das Instrumental bietet die einzige Verschnaufpause auf dem Album, wenngleich die Nummer auch nichts wirklich gutes verheißen mag. Und darauf folgt die wohl schnellste Nummer, die die Band je geschrieben hat. „There Are No Innocents“ wird sich live als absoluter Nackenbrecher herausstellen, die Jungs sollten schon mal Versicherungen abschließen, die Körperverletzungen auf Konzerten abdecken. „Razorblade Smile“ ist zwar nicht mehr ganz so schnell, jedoch kommt der geneigte Hörer auch hier nicht drum herum, die Birne zu schütteln. Eine typische SCORNAGE-Nummer, die es so auch auf den letzten beiden Alben hätte geben können. Den Abschluss dieses Thrash-Monsters bildet „…And Now He Rises“, welches noch einmal die ganze Wut, die negative Energie und all den Zorn in eine nichts ahnende Welt rauslässt.

Die Produktion von „Born To Murder The World“ ist, wie bereits auf dem Vorgänger, schön ruppig, dabei aber nicht zu wüst. Vergleichbar mit den letzten Ergüssen von CRIPPER oder BLOOD RED ANGEL, vor allem was die Drums betrifft. Hier passt einfach alles, das Zusammenspiel der Instrumentalisten (Volker „Arry“ Rahn an der Gitarre ist nach wie vor ein Meister der Soli!) ist ein wahrer Ohrenschmaus und zu Guidos Gesang muss ich wohl keine Worte mehr verlieren. SCORNAGE sind keine Freunde von Schnickschnack oder besonderen Effekten (bis auf die Filmsequenzen). Da wundert es nicht, dass die Scheibe ansonsten ziemlich schnörkellos geworden ist. Ganz nach dem Motto: Nicht quatschen, machen!

Fazit ist, dass es sich bei „Born To Murder The World“ um die bisher beste Platte der Jungs handelt und das obwohl man schon von „Pure Motorized Instinct“ glauben konnte, dass hier keine große Steigerung mehr möglich sei. Das Teil lässt so einige Szenevertreter wie wehleidige Milchbubis klingen und auch die alte Garde darf zittern, denn SCORNAGE haben gerade erst angefangen Blut zu lecken und machen sich auf, den Thrash-Thron nun endgültig für sich zu erobern!

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13.03.2009

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1 Kommentar zu Scornage - Born To Murder The World

  1. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Durch das Review zur momentan neuen Platte „ReaFAERance“ bin ich auf SCORNAGE gestoßen & holte mir „Born To Murder The World“. Tja, was soll ich sagen? Das Review sagt alles! 😉 Das Teil klingt volle Kanne nach alter Schule & ist dennoch auf seine Weise melodisch. Dazu gesellt sich ein „schöner“ blackig-keifender Gesang, der die Sache noch aggressiver macht.
    Ausfälle gibt es nicht zu verzeichnen da die Pladde konstant das hohe Niveau hält. Die Produktion klingt auch schön old school. Ein fetterer Sound hätte den Charakter der Platte sehr geschadet.
    Kratzt für mich ganz nah an der 10 Punkte Grenze…

    9/10