Kein Cover

Scofferlane - Veto

Review

Die russischen Winter müssen kalt und lang sein, verdammt lang. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man einen so von Melancholie geschwängerten, aber doch rotzigen Sound, der irgendwo zwischen Punk, Gothic und Psychodelic liegt, derart gut rüber bringt, wie es die Mannen von SCOFFERLANE auf ihrem neusten Werk „Veto“ tun. Der Vierer aus Moskau erregte bereits mit seinem Debut „Snippets“ etwas Aufsehen in der Szene, denn die Musik, die so unberührt und cool nach Underground klingt, und doch so wirkt als hätte man noch nie etwas anderes gemacht, macht nach den ersten Durchgängen süchtig.

Ich gebe zu, ich bin normalerweise kein Fan von Post-Punk, depressiven Elementen, und BAUHAUS-Sounds. Aber es ist vor allem die Vielfalt der verschiedenen Stimmungen, die hier begeistert. Gestartet wird zum Beispiel ganz ruhig mit „She Fell“: lockere Gitarren, hier und da jazzige Drums, und natürlich das beeindruckende Organ von Sänger Matt aka Stuart Stumpman, der irgendwo zwischen Peter Murphy, Nick Cave und Kurt Cobain liegt. Ein Kracher wie „I Awoke“ beweist dann aber dass man auch anders kann, hier wird auch mal geschrieen und gejault, nur um im nächsten Moment wieder mit einer Hammer-Melodie um die Ecke zu kommen. Das Spiel vom aufkommenden Aktionismus, der im nächsten Moment wieder in Melancholie und Ruhe verfällt, beherrscht man ausgezeichnet. Tracks wie „On Predators“ oder „All Because Of Us“ wollen nicht mehr aus dem Kopf, und bieten den perfekten Soundtrack für die kalten Tage. Die raue, teils ungeschliffene Produktion, lässt das ganze dann auch noch authentisch rüberkommen, der Verzicht auf Über-Bässe und klinisch klare Töne hat seinen eigenen Charme. Apropos Charme, der letzte Song „All Because Of Us“ ist eigentlich einer der einfacheren Nummern auf „Veto“, kommt aber so dermaßen catchy aus den Boxen, dass man gleich noch mehr will.

Kurzum, „Veto“ ist ein echter Kracher geworden, nüchtern und cool, traurig aber verspielt, die Palette der Emotionen wird hier mit links abgeklappert, und nebenbei wird ein ganz eigener, unverkennbarer Sound geschaffen. Szenegänger werden die Jungs feiern, und jedem, der bisher noch keinen Kontakt mit der düsteren Ecke des Rocks hatte, empfehle ich dringend hier mal reinzuhören, ich bin überzeugt!

 

08.02.2012

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