Dafür, dass es Bielefeld eigentlich gar nicht gibt, schwappt aus dem wirtschaftlichen Zentrums Ostwestfalens doch verhältnismäßig viel gute Mucke in den Rest der Republik. Mich hat es diesesmal mit SCID, einer zwei Mann Combo aus besagter Region, und ihrem Debüt namens „Injected“ erwischt.
Ausnahmsweise nehme ich das Fazit gleich vorneweg: „Injected“ ist gut. Tatsächlich hält es genau das, was der Name SCID mir, zusammen mit dem hübschen Artwork, von Anfang an verspricht. 10 Tracks, 37 Minuten und 41 Sekunden voller Hass, schnellen Blast Beats und Doublebasstrommelattacken. Basslastiges Riffing, das sich düster und gewaltätig durch die Songs sägt. Dazu omnipräsentes Gegrunze, schwer verständliche bis überflüssige Texte. Wer hier schon abschaltet und sich lieber eine alte Manowar-Scheibe aus dem Schrank kramt, der hört am besten auch gleich auf weiter zu lesen, denn den Preis für Genre übergreifendes Innovationsreichtum verdient sich „Injected“ nicht. Hier wird vom Brutal Deather für Brutal Deather gespielt, ohne jegliche Kompromisse.
Für die Zielgruppe liegt mit SCID einer eher gemächlicher, groovender Vertreter des Death Grind vor. Ein Genre revolutionierendes Meisterwerk hat man mit „Injected“ zwar nicht geschaffen, aber warum auch? Langweilig mögen die einen sagen, für mich jedoch sind hier einfach nur alt bewährte Prinzipien gut umgesetzt worden. Die Gitarrenarbeit funktioniert und der gewaltige Groove krallt sich unweigerlich im Nacken fest. Zu ruhigeren Parts gesellen sich im Wechsel schnelle Attacken auf das Trommelfell, die Hammer, Steigbügel und Amboss gewaltig zappeln lassen.
Die Produktion ist leider nur der Mittelklasse zuzuordnen. Egal ob gewollt oder nicht, den gewaltigen Bassdruck erkauft man sich mit Abstrichen in den oberen Tonregionen, „Injected“ klingt dadurch reichlich dumpf. Der Gesang hätte durchaus etwas präsenter geraten dürfen und das Schlagzeug kommt etwas blechern herüber. Eine richtig dicker, technischer Sound wäre mir zwar lieber, Underground-Fans mit einem leichten Hang zur Nostalgie dürften sich daran aber nicht stören.
Langeweile kommt über die Spielzeit eigentlich nicht auf. Sicher, Grind bleibt Grind, aber mit ihren rhythmischen Gitarrenparts im Spiel mit den musikalischen Wutausbrüchen heben sich die Songs voneinander ab und kreieren ein Gefühl von Abwechslung. Sogar ein „Rage Against The Machine“ Cover, „Drilling In The Brain“ anstatt „Killing In The Name“, hat man in einer richtig geilen Groove-Grind-Version eingebracht, ein hübsches Schmankerl fürs Gesamtkunstwerk.
„Injected“ stellt für Fans des Death Grind in der Kühlschrankhierarchie irgendwas zwischen einem netten Schokosnack für Zwischendurch und einem saftigen Steak, an dem man durchaus etwas länger zu knabbern hat, dar. Was genau das für den Einzelnen bedeutet, das möge jeder am besten selbst über Probehören (die Kombination aus SCID und myspace ergibt in Google wahre Wunder) herausfinden. Eine Empfehlung dazu möchte ich aber allemal aussprechen, denn als Death-Freund ist man mit „Injected“ wirklich nicht schlecht beraten. 6.5 Punkte gäbs dafür eigentlich von mir, wegen des hübschen Covers runden wir aber diesesmal großzügig auf. Mehr davon, bitte!
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