Schock - Halt Still

Review

Ganze fünf Jahre sind seit dem zweiten und letzten Lebenszeichen „Glamour“ ins Land gezogen, meinem Einstieg in SCHOCK und dem Album, das mich seinerzeit mit Songs wie „Euer Krieg“, „Weiss Wie Schnee“ oder „Viel Zu Jung“ infizierte und in seinen Bann zog, wie sonst keine andere deutschsprachige Gothic-Rock-Formation. Später legte ich mir auch das teilweise deutlich aggressivere Debüt „Erwacht“ zu, das mich ebenso begeistern konnte wie es „Glamour“ auch heute noch tut.

Nun rotiert also „Halt Still“ im CD-Player, das dritte Werk, das die Band diesmal in Eigenregie aufgenommen hat und vermarktet, bis ein geeignetes Label gefunden ist, das sich diesem Album annimmt und gebührend veröffentlicht. Die fünf Jahre der Funkstille bemerkt man dabei kaum, denn bereits der Opener „Kein Atemzug“ macht genau dort weiter, wo „Glamour“ mit „Ein Letztes Mal“ endet: hier treffen harmonische Akkorde in den Versen auf einen melancholisch-schönen Text und die angenehm-dunkle, vor allem charismatische Stimme von Sänger Michael Schock, um im Chorus rockige Riffs zu präsentieren, die diese Nummer auf Anhieb wunderbar einprägsam gestalten. „Oh Yeah“ erinnert stark an „Ware Fleisch“ vom Debütalbum und ist von den Lyrics nicht gerade originell, auch das Gestöhne hätte man sich durchaus sparen können. Nach dieser Ernüchterung setzt jedoch der Titeltrack das fort, was mit dem Opener begonnen wurde: emotionale Hooklines und ein wunderschöner Refrain, der zwar ein wenig klischeehaft „was am Ende bleibt, wenn die Liebe stirbt“ zum Besten gibt, aber insgesamt mit einer tollen Melodie wohlige Schauer über den Rücken jagt. Ein kleines Highlight ist sicherlich „Am Ozean“, ein unendlich bedrückend-trauriger Song, der atmosphärisch dicht vorgetragen wird und ohne Einschränken überzeugt, genauso wie „Innerlich Tot“, der sowohl Sehnsucht als auch tiefe Verzweiflung in einen radiotauglichen Ohrwurm verpackt.

Dass die Drums teilweise etwas hohl klingen, ist leicht zu verschmerzen, schließlich erschaffen SCHOCK mit „Halt Still“ erneut eine wohlige Atmosphäre mit tiefgründigen Texten, die es (meistens) schaffen, Klischees aussen vor zu lassen, um diese mit wunderschönen Melodien, die durchaus im Radio gespielt werden könnten, zu kombinieren.

Das hohe Niveau des Vorgängers erreicht „Halt Still“ nicht ganz, aber immerhin spielt dieses Album in der selben Liga wie das letzte Album („Auf Dem Weg In Deine Welt“) der Genre-Kollegen von EISHEILIG.

21.06.2008
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