Schneewittchen - Perlen Vor Die Säue
Review
Zwar schon im Juni erschienen, hat SCHNEEWITTCHENs „Perlen vor die Säue“ erst jetzt den Weg auf meinen Schreibtisch gefunden und lag dort – wie ich gestehen muss – auch noch eine Weile lang rum. Nach dem ersten Hördurchgang wanderte die Scheibe zunächst wieder unter den Berg an CDs zurück und auch Gedanken, diese lieber direkt im Mülleimer zu versenken, gab es.
Doch im Leben gibt es ja fast immer eine zweite Chance, die auch „Perlen vor die Säue“ verdient hat. Über das groteske Design der Scheibe bin ich zwar immer noch nicht ganz hinweg und auch die Frage, ob man darüber lachen oder weinen soll, ist noch nicht geklärt. Zumindest passt das Äußere und die Art und Weise, wie sich Marianne Iser (Vocals) und Thomas Duda (Instrumente) präsentieren perfekt zum ebenso abgefahrenen Sound des Duos. Diesen dominiert vor allem der ausdrucksstarke, auf die Dauer aber auch extrem nervige Gesang von Frontfrau Marianne Iser, der häufig sehr schrill ist und auch vor nicht minder anstrengenden Spechgesangs-Passagen zurückschreckt.
Auch die Songs entbehren nicht einer gewissen „Schrägheit“, was durchaus einen angenehmen Charme hat und auch durchgehend beweist, dass SCHNEEWITTCHEN alles andere als eine leicht verdauliche oder gar kommerziell ausgerichtete Band sind. Hat man von Beginn an jedoch den Schlüssel zum Sound und Auftreten des Duos nicht gefunden, sind die insgesamt 13 Tracks eher eine Tortur. Dass SCHNEEWITTCHEN sich dabei als äußerst variabel präsentieren, ist ein eindeutiger Pluspunkt von „Perlen vor die Säue“, allerdings muss man dieses Gemisch aus Chanson, Gothic und Punk erstmal mögen. Ist dies nicht der Fall, werden die Gedanken an den Mülleimer wieder sehr präsent. Ähnlich verhält es sich mit den Texten, die von „grotesk“, über „derb“ bis hin zu „tiefgründig“ alle Facetten aufweisen und auch hier weiß man nicht, ob man darüber eher lachen oder weinen muss – vielleicht macht jedoch gerade dies die Besonderheit von SCHNEEWITTCHEN und dieser Scheibe aus.
Abgerundet wird das Album von drei Videos, die einem dann entweder den Todesstoß versetzen, da man durch die visuelle Umsetzung der Songs in einen unheilbaren Schockzustand versetzt wird und man einfach nicht glauben will, was für einen unfassbaren Müll man hier zu sehen bekommt. Oder aber diese Videos werden als Ritterschlag für SCHNEEWITTCHEN empfunden und machen Band & Musik dadurch zu einem in sich stimmigen und in dieser Form einzigartigen Gesamtkunstwerk. Trash oder Kunst? – egal, für was man sich entscheidet, „Perlen vor die Säue“ und auch SCHNEEWITTCHEN selbst sind eine grenzwertige Angelegenheit, die man entweder hassen oder lieben muss.