Schmerz - Schmerzwerk
Review
Ja, auch „Schmerz“ zelebrieren „Deutsche Härrrte“ (neu ist das nicht mehr), allerdings wesentlich detailverliebter als viele andere Acts dieser Richtung – was sie nicht zwingend besser macht. So fegt mich „Schmerzwerk“ nicht wirklich vom Hocker. Dem obligatorischen gerollten rrrrrrrrr wird auch hier Rechnung getragen, aber Gott sei Dank nur phasenweise. Ansonsten variieren die Vocals angenehm von Flüstern und Gekrächze über Gesang bis hin zu unbeherrschten Riots, zumeist aber leider durch irgendeinen Filter entschärft, was der musikalischen Gesamtheit erheblich an Kraft raubt. Die Gitarre agiert gewohnt pragmatisch, was nicht weiter stört, da sie nicht die Hauptrolle der Musik spielt. Lyrisch bewegt man sich auf gewohntem Terrain, der Bandname ist dabei sozusagen Programm. Sehr wohl versteht man es, durchgehend schmerzvolle Emotionen in gebührliche Sinnbilder einzufassen und sie dem Hörer somit zu verlebendigen. Ebenso die Musik versteht diesen Charakter bisweilen zu manifestieren. In Songs wie „Gott“ oder „Schmerz“ geht einem der seelenlose elektronische Drum-Adjutant zwar förmlich auf den Zwirn, ansonsten ist es aber vor allem jenes Programming, was die fünf (mittlerweile nur noch drei) Mannen aus Schleswig-Holstein exzellent beherrschen. Sowohl die Drums als auch die unzähligen Effekte, Spielereien, Geräusche, Samples, Piepser und befremdlichen Laute lassen leidlich professionelle Hände am Computer vermuten, und auch die fachmännische Eigen-Produktion tönt druckvoll und rund aus der Konserve. Aber alles zusammen verleiht der gesamten Platte eine sehr sterile, technisch überladene Gewichtung. Zum Ende will man sich dann noch einmal von der innovativen Seite zeigen und greift einmal mehr ganz tief in die Sample-Kiste: Ein reiner Elektro-Song, ein paar Text-Abrisse und eine lieblose Gitarre. Und jede Menge Drumherum. Das endet schließlich in zwei Minuten unsagbar nervendem, sonorem Hyper-EKG-Fiepen, durchgängig bis zum ersten (!) Hiddentrack, einem 3-minütigen Rückwärts-Song. Unzumutbar. Punktabzug. Schlußendlich komme ich zu der Überzeugung, dass eine Reduzierung der Effekte und elektronischen Spielereien dem musikalischen Kontext nur gut täte (der Kurs auf zwei vorab veröffentlichten Tracks vom neuesten Werk „Weisse Nigger“ lässt hoffen). Denn so sehr man sich wohl auch bemüht haben mag, der tendenziellen Langeweile in dieser Art von Musik durch Vollausschöpfung der elektronischen Trümpfe entgegenzuwirken – die „Deutsche Härte“ hat man mit dieser CD nicht neu erfunden. Allerdings hat man einen glaubhaften Beitrag in ihre Reihen geleistet – nur ob das dem geneigten Hörer genügen mag? Mir nicht.