Schlachtung! - Mahnmal

Review

SCHLACHTUNG! geben uns high five. Mit der Schleifmaschine. Ins Gesicht. Weil wir es verdient haben. Weil wir zulassen, dass wir Menschen uns selbst, den Planeten und ganz besonders die Tiere zu Grunde richten. Und weil wir auf derbst geilen Death-/Black-/Crust-/Grind-Scheiß stehen. Weil „Mahnmal“ derbst geiler Death-/Black-/Crust-/Grind-Scheiß ist.

Echt jetzt, die Jungs aus Paderborn werfen euch zu Boden, setzen den Schleifer an und lassen das Blut spritzen und die Fetzen fliegen, um sich dann damit einzureiben. „Mahnmal“ ist 24 Minuten geilste, orkanartige Fratzenschändung.

Andere Bands killen, SCHLACHTUNG! schlachten!

Keine Zeit für Formalitäten, zackig jagen SCHLACHTUNG! die beiden ersten Tracks „Die Galerie Zerstörter Seelen“ und „Durch Die Augen Der Schönheit“ durch die Boxen. Nicht mal 80 Sekunden dauern beide Songs zusammen. So schön kann das Leben sein. Ebenso wuchtig sind sie. Da wird der Hörer erstmal schön durchgerüttelt, ehe „Eli, Eli, Lama Sabachtani“ die ausgefeilteren Songwriting-Ambitionen der Band zur Schau stellt. Scheinbar mühelos erfolgt der Wechsel zwischen Death und Black Metal, wobei der Übergang natürlich erste Sahne ist. Im zweiten Teil des Songs ist sogar Raum für melancholische Melodien.

Den Gipfel der Geilheit erreichen SCHLACHTUNG! mit der praktischerweise direkt in der Mitte platzierten, blutigen Dreifaltigkeit „Ohne Würde“, „…Und Mammon Lacht“ und „Am Abgrund“. Ersterer bietet atmosphärischen Black Metal, der regelmäßig durch heftige Death-Grind-Eruptionen aufgebrochen wird – mit nahezu perfektem Pacing. „…Und Mammon Lacht“ beginnt im Grind, wandelt sich dann aber in einen gewaltigen Sludge-Teerklumpen nach bester RAGING SPEEDHORN-Machart, der einfach ALLES niederwalzt. Und „Am Abgrund“ bringt den Punk mit ins Spiel. Das Ergebnis ist der mit Abstand beste Song der Platte.

Was kann danach noch kommen? SCHLACHTUNG! halten das generelle Niveau bis hin zum Rausschmeißer „269 / Aletheia“, der mit knapp sechs Minuten am längsten ist und schleppend beginnt. Neben bedrohlichem Breitwand-Riffing kommt auch Perkussion zum Einsatz, sehr atmosphärisch, dann bleiben nur noch der knurrende Bass und ein paar verhaltene Beckenschläge zurück, ehe die rasende Black-Metal-Flut ein letztes Mal unbarmherzig über den Hörer hereinbricht.

Dabei überrascht auch die erstaunliche Liebe zum Detail, mit der die Schlachtmeister zu Werke gehen, seien es gewitzte Harmonie-, Stil- oder Tempowechsel. Selbst die kurzen Pausen in „…Und Mammon Lacht“ werten den ohnehin schon starken Song ungemein auf, während gegen Ende von „269 / Aletheia“ die Instrumente nacheinander abtauchen, bis nur noch das Schlagzeug übrig bleibt – das hat was.

„Mahnmal“: Ein Schlachtfest für Genießer und Masochisten

Nicht, dass man alles auf Anhieb versteht, was sich Michael Torka da aus der Kehle kratzt, aber die Texte sind sehr zynisch, so wie sich das gehört. Hier wird wirklich kein gutes Haar an der Menschheit gelassen. Über unmoralische Ausbeutung der Armen und Schwachen („…Und Mammon Lacht“), Faschismus und Fremdenfeindlichkeit („Das Gift Alter Fackeln“) hin zum Mord an Tieren (u. a. „Eli, Eli, Lama Sabachtani“) wird hier alles angeprangert, speien SCHLACHTUNG! Gift und Galle gen Menschheit ohne Ende. Passend dazu röchelt, keift und grunzt sich Torka durch die Songs wie ein Berserker.

Schwächen gibt es nur marginale. Richtig fett ist die Produktion zwar nicht, aber sie passt wie Axt auf Fratze und hat trotz transparentem Sound ausreichend Underground-Flair, um den Zorn, den SCHLACHTUNG! empfinden, glaubhaft zu transportieren. Die Gitarren schürfen förmlich im Dreck, Torkas Stimme ist stets präsent und der Bass knorzt, während die Drums gut hörbar sind.

SCHLACHTUNG! klingen wie Frisbee-Spielen mit Sägeblättern, die Wasserrutsche auf Sandpapier. Hier wird nicht an Leichen geschliffen, sondern am lebenden Objekt seziert. Dreckig, fies, blutig, rasend, wütend, geil – ein höchst zynisches Fest für alle, die auf derbsten Death-/Black-/Crust-/Grind-Scheiß stehen.

11.06.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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3 Kommentare zu Schlachtung! - Mahnmal

  1. Wulfman sagt:

    Ne absolut Geile Scheibe !!!! Wahnnnnsiniges Liedgut!
    Kann man das Teil auch als CD erwerben????

    10/10
  2. Michael Klaas sagt:

    Die CD (in Vinyl-Optik) gibt es auf Bestellung bei der Band direkt, allerdings nicht ohne LP. Beides ist also nur zusammen zu erwerben.

  3. Bibo Bäuchling sagt:

    klingt nach typischem grind. ich kann hier keine besonders tollen momente heraushören geschweige denn etwas, das es so nicht auch schon gab. 9 punkte? nö, wofür? 6 maximal.

    6/10