Chaos, Energie, schizophren, krank – das in Kombination mit der Behelfsstilangabe „Free Metal“ (weil sich die Band verständlicherweise in keine Schublade pressen will) lässt aufhorchen. Was darf der Hörer erwarten? Progressive-Fanatiker, die zum großen show-off einladen, wahnwitzige Songkonstrukte, die sämtliche Vorstellungen von ‚Struktur‘ sprengen, oder einfach eine herrlich konfuse Stilmelange?
Wenn sich bei manchem Hörer beim Thema Experimente schon die Fußnägel hochrollen, sei hiermit eine Entwarnung ausgesprochen: Ganz so schräg und krank ist die Band aus Iserlohn dann doch nicht. Sie spielen insofern „free“, dass sie es wirklich über die gesamte Spielzeit vermeiden, in Klischees abzurutschen oder sich mit Genrestandards zufrieden zu geben. Das Grundgerüst ist melodischer Heavy Metal, der Vorlieben für alte Helden wie IRON MAIDEN durchschimmern lässt. Angereichert wird das durch eine ziemlich lässige Attitüde, in der man energisch rockt und auch das ein oder andere Mal ziemlich aggressiv angreift. Man schwenkt zu Hardcore, Thrash und Alternative, und sorgt dabei für ziemlich flüssige Übergänge. In punkto Komposition aber auch Produktion kann man hier also eine echte Steigerung zum Vorgänger feststellen. Auffallend sind der variable Gesang, bei dem sich Sänger Nemo den Platz am Mikro mit einer weiblichen Stimme teilt, sowie die akustischen Momente, die für Atmosphäre sorgen.
Mit dem handgemalten Cover können sie zwar nicht punkten, aber dafür mit ihrer Einstellung. SCHIZOPHRENIC VOICES predigen nämlich nicht nur Eigenständigkeit, sie praktizieren sie auch. Damit zählen sie zu einer durchaus unterstützenswerten Minderheit unter tausend anderen Bands des Untergrunds.
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