Schattenreich - Von Gedeih Und Verderb

Review

Dass das Klischee des Pandabär getarnten Black Metaller heute nicht mehr regelmäßig bedient wird, sollte inzwischen spätestens dank diverser Post Rock/Black Metal Kreuzungen auch beim Letzten angekommen sein. Sieht man davon ab, sehen SCHATTENREICH nach eher lustigen Metallern aus, was im starken Kontrast des auf Old-School getrimmten Logo und Cover wirkt.

Musikalisch ist „Von Gedeih Und Verderb“ aber eher von ernster Natur, zum Glück! Spaß-Kapellen gibt es genug und die Wenigsten haben etwas drauf. Aber gut, damit haben SCHATTENREICH schon mal nichts zu tun, mit Post Rock übrigens auch nicht. Anders als immer noch im Trend liegend, sind die Crailsheimer eher in typischen Genre-Gewässern beheimatet. Viel Wert legt der fünfköpfige Trupp dabei auf Eingängigkeit, Groove und ein paar sehr brauchbare Leads. Etwas holprig wirken zeitweise die Texte und auch bei deren Vortrag schleichen sich ein paar Schaurigkeiten ein. Zum Einen immer dann, wenn Fronter Grammi nach EISREGEN klingt oder sich an tiefen Growls versucht, beides erweckt bei mir andere Bedürfnisse als der Scheibe weiter meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ansonsten herrscht eine Menge Variation, mal melodischer, mal gar hibbelig hektisch von Melodie zu Melodie springend – leider nicht immer gelungen. Ihre Stärken haben SCHATTENREICH aber eh wo anders. Immer wenn die Jungs das Tempo drosseln, sich nicht zu verspielt geben und dem ganzen Raum zur Entfaltung gewähren, kommen richtig klasse Passagen dabei heraus, wie z.B. in „Das Licht“. Leider gibt es davon zu wenig, denn SCHATTENREICH sind zappelig, müssen zwischendurch immer unnötig los prügeln oder versuchen sich wie in der vermeintlichen Bandhymne „Schattenreich“ gar an etwas Humpaa zwischen dem ufta-ufta-Schlagwerk.

„Von Gedeih und Verderb“ ist kurzweilig, wird seine Hörerschaft vermutlich im EISREGEN-Spektrum rekrutieren können, ist aber zu leicht verdaulich, um wirklich bewegend zu sein. Wenn die bereits erwähnten Momente etwas mehr Raum bekommen würden und an einigen Stellen die Falten noch herausgebügelt werden, könnte daraus sogar was ganz Passables werden, so machen sich SCHATTENREICH vermutlich für zeitgemäßen, melodischen Black Metal deutscher Prägung ganz gut, begeistern muss mich aber das zumindest (noch) nicht.

22.06.2011

Chefredakteur

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