Schattendasein - Trauerwald

Neben den Königen und Huren von Mainz, NOCTE OBDUCTA und AGATHODAIMON, gibt es auch noch eine Handvoll weiterer Kapellen, von denen die eine oder andere nicht zu verachten ist. Ursprünglich als Nebenprojekt gegründet, um dann doch noch eine ernsthafte Band zu werden, veröffentlichte das Duo SCHATTENDASEIN 2003 sein Debüt „Trauerwald“. Die stilechte schwarz-weiße Aufmachung mit 20-seitigem Booklet und vielen hübschen Waldfotos macht die Marschrichtung gleich deutlich: old-school-lastiger Black Metal mit einem gehörigen Mehranspruch. Das war’s dann aber auch schon mit den positiven Überraschungen, denn die musikalische Realität holt einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: heimproduzierter Polter-Black-Metal mit (immerhin anständig programmiertem) Drumcomputer, dünnen Gitarren, leidlich emotionalem Gesang und dürftigem instrumentalem Können. Die Texte reichen von sprachlich sauberen Gedichten mit wirklich schönen Metaphern („Sofern wir sind“ oder „Von grambestirnter Frühlingswut“, wobei die Titel einen doch hier und da beschämt zu Boden schauen lassen) bis zu vollkommenen Peinlichkeiten („Die Schergen aus dem Unterholz“). Das Unfertigste an der Platte ist allerdings die Gitarre, die ziemlich improvisiert klingt und selbst innerhalb von Stücken von mehr als 15 Minuten selten bis nie ein Riff hervorbringt, das hängen bleibt oder irgendeine Art der Rührung bei mir auslöst. Hier merkt man dann doch deutlich, dass ein Debütalbum von über einer Stunde etwas überambitioniert ist. Die Hälfte hätte es auch getan, dafür wäre mehr Arbeit am Können und am Ausdrucksvermögen ratsam gewesen. Davon abgesehen ist die Image-Ähnlichkeit zu alten DORNENREICH, auch in Bezug auf die betont wortgewandten Texte, meinem Geschmack nach ein wenig zu auffällig. Aber was nicht ist kann bekanntlich noch werden.