Schandmaul - Knüppel Aus Dem Sack

Review

Galerie mit 10 Bildern: Schandmaul - Rockharz Open Air 2024

In den nachfolgenden Zeilen geht es um Folk- und Mittelalter Rock. Die neue Scheibe von SCHANDMAUL Namens „Knüppel Aus Dem Sack“ wird im Juni in den Plattenläden stehen. Wer bisher mit dem Genre nichts anfangen konnte, den wird die neue Scheibe von SCHANDMAUL nicht bekehren. Menschen, die der Meinung sind, dass Bands wie VERSENGOLD, SUBWAY TO SALLY oder eben SCHANDMAUL keine Bedeutung im Metalzirkus haben, sollten ein Blick auf die großen und kleinen Festivals dieser Welt werfen. Ob Wacken, Summer Breeze oder Rockharz: bei Auftritten der oben genannten Bands ist das Infield im Regelfall rappelvoll.

„Knüppel Aus Dem Sack“ ist anders mit den bekannten Trademarks von SCHANDMAUL

2023 feiern SCHANDMAUL ihr 25jähriges Bandjubiläum, wozu uns Schlagzeuger Stefan Brunner einige Informationen im ersten Teil des ausführlichen Interviews geben konnte. Ein gutes halbes Jahr vor dem runden Geburtstag präsentieren die Protagonisten ihr elftes Studioalbum und den Nachfolger von „Artus“, das 2019 erschien. Zwischen „Artus“ und „Knüppel Aus Dem Sack“ liegen mehr als zwei Jahre Pandemie, die den Spielmannshaufen genauso getroffen haben, wie alle mittelgroßen Bands. Das Riffing zum Titeltrack klingt metallisch und Sänger Thomas Lindner keift beim Refrain. „Knüppel Aus Dem Sack“ ist härter, die folkigen Trademarks und die sperrigen Lyrics sind aber nach wie vor das Markenzeichen der Band.

Auch wenn SCHANDMAUL bei Napalm Records unter Vertrag stehen: SLAYER werden nicht kopiert und spätestens bei „Königsgarde“ mit der Unterstützung von SALTATIO MORTIS und FEUERSCHWANZ werden die bekannten Klänge geliefert. Aber auch bei Track zwei gibt es drückende Drums und Gitarren, die in dieser Art anders als auf Vorgängerwerken rüberkommen. Die folkigen Momente finden sich bei „Das Gerücht“ oder „Der Pfeiffer“ und zeigen Lindner in Höchstform.

Die ein oder andere Schauergeschichte ist auf „Knüppel Aus Dem Sack“ ebenso zu finden. Der „Tatzelwurm“ ist ein Fabelwesen, das in der Schweiz angeblich sein Unwesen getrieben hat. Zu schrägen Heilsbringern geht es bei  „Der Quacksalber“. SCHANDMAUL mischen zu den bekannten Instrumenten Banjo-Töne und der Song klingt folkig-irisch.

Schauergeschichten und die Pandemiezeit werden verarbeitet

Die Highlights der Platte sind gut verteilt. „Luft Und Liebe“ erinnert zum Einstieg an SALTATIO MORTIS und „Zirkus Zeitgeist“. Daraus entpuppt sich ein typischer SCHANDMAUL-Track mit intensivem Refrain. Inhaltlich erläutert Drummer Brunner im zweiten Teil des ausführlichen Interviews die Bedeutung der Nummer. Einen starken Song einen noch stärkeren hinterher zu senden schaffen nicht viele Bands. SCHANDMAUL legen mit „Glück Auf!“ direkt nach. Temporeich mit irischer Prägung und einer etwas untypischen Refrain-Struktur kommt „Glück Auf!“ aus den Boxen, wozu sich vorzüglich das Tanzbein schwingen lässt.

Die Pandemiezeit verarbeitet die Band bei „Irgendwann“, „Niamh“ dürfte einer der eingängigsten  Tracks auf dem Album sein, inklusive einem Teil der Melodie von „Herr Mannelig“ (IN EXTREMO). Wer ruhigere, leicht balladeske Klänge bevorzugt, wird beim Bonusmaterial fündig. „Der Elfseitige Würfel“  und die Seemannsgeschichte „Long John Silver“ lassen die Scheibe ausklingen.

SCHANDMAUL im Wandel

Es hat sich einiges verändert im Hause SCHANDMAUL. Neben der Produktion und dem Label auch die Ausrichtung. Mehr Rock, weniger Folk, Balladen wie „Tjark Evers“ sind auf „Knüppel Aus Dem Sack“ nicht zu finden. Menschen, die unter Folk vor allem Folk Rock verstehen und Gitarren mögen, die einen gewissen Härtegrad liefen, werden mit der neuen SCHANDMAUL-Scheibe ihre Freude haben. Wenn es etwas Name-Dropping sein darf, dann wäre mehr IN EXTREMO und weniger VERSENGOLD ein Ansatz.

Das eher durchschnittliche Werk „Artus“ lassen die Spielleute hinter sich und legen vor allem bei Drums und Saiten kräftig zu, ohne die bekannten Trademarks wie anspruchsvolle, sperrige Lyrics mit Wortakrobatik sowie Eingängigkeit zu verlieren. Ausfälle oder Filler sind nicht zu finden, dafür mit zum Beispiel dem Titeltrack, „Glück Auf!“ oder „Luft Und Liebe“ eine hohe Hitdichte. In der Diskografie der Band reiht sich „Knüppel Aus Dem Sack“ weit vorne ein. SCHANDMAUL liefern 2022 ein Highlight für Mittelalter- und Folk Rock-Fans.

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03.06.2022

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16 Kommentare zu Schandmaul - Knüppel Aus Dem Sack

  1. marcmorgenstern sagt:

    Die drei Songs, die bislang zu hören sind (zumindest auf Apple Music) machen tatsächlich Lust auf mehr. Prima rockig, hätte ich von Schandmaul (nicht) mehr erwartet. 👍

  2. ClutchNixon sagt:

    Also mein Knüppel verkriecht sich in seinen Sack ob dieses grauenvollen Refrains. Entschuldigung.

  3. nili68 sagt:

    Die waren mal hörbar, zu Mit Leib Und Seele-Zeiten, wenn man dem Stil nicht generell abgeneigt ist, aber das hier.. nää.

  4. Cyi sagt:

    Wie sollen die auch gute Musik machen, wenn die Nichtmal slayer kennen?

    Völlig überflüssig für mich!

  5. nghizhidda sagt:

    Noch nie ein Slayer Album gehört zu haben ist ja eine rotzfreche Blasphemie der Blasphemie. Unfassbar. Sowas kann ich bei ernsthaften Musikern die mit Gitarren hantieren nicht verstehen…
    Ansonsten ist das hier aber schon Schandmaul Standard Kost. Habe die früher mal gehört und rein musikalisch sind die schon top. Gespür für Melodien ist überdurchschnittlich gut. Nur leider wiederholt es sich oft im Aufbau der Songs. Das ist halt ihr Ding. Der Titeltrack ist sogar mal was abseits des sonst komponierten Sachen. Allerdings geht’s dann dorthin, das ich so einen Song glatt direkt auf einem Tanzwut Album verorten würde.

    Seit ich aber nicht mehr soviel auf Mittelalter unterwegs bin, catcht mich das dann nicht mehr. Tanzwut, Schandmaul, Saltatio , Corvus Corax, Subway und Co haben aber ihre Berechtigung und machen allesamt ihre Sachen nach wie vor fein. Live würde ich jederzeit eine der genannten gerne wiedersehen. Machte immer sehr viel Spaß.

  6. doktor von pain sagt:

    Bob Dylan hat vielleicht auch noch nie ein Slayer-Album gehört. Oder David Gilmour. Sind das jetzt keine ernsthaften Musiker, die mit Gitarren hantieren? 🙂

  7. Cyi sagt:

    Naja der Vergleich hinkt jetzt aber heftig nach!

  8. doktor von pain sagt:

    Ich verwende so gut wie nie Emojis. Der Smiley sollte andeuten, dass es sich um einen Scherz und keinen ernsthaften Vergleich handelt.

  9. doktor von pain sagt:

    Ich habe übrigens schon einige Slayer-Alben gehört und die Band zweimal auf Festivals live gesehen. Allerdings muss ich ganz blasphemisch anmerken, dass ich Slayer nie besonders toll fand.

  10. Lysolium 68 sagt:

    „Knüppel aus dem Saaaack“ ist doch geil. 😂

  11. TrVeManSchoh sagt:

    Der hier verlinkte Song erinnert mich ziemlich an Knorkator. Abgesehen vom höchst kreativen Refrain.

  12. Watutinki sagt:

    Sind schon einige nette Melodien dabei, alles sehr kompetent umgesetzt. Wirklich erfassen tut es mich aber nicht, dazu ist mir das Ganze (wenn wunderts) etwas zu glatt komponiert und produziert. So zum nebenbeihören sehr fein, aber Mittelalter hat für mich auch etwas mit Dreck, Staub, Lärm zu tun und sollte archaisch klingen. Das hier ist Pop Musik dem man ein grobes Mittelalterkorsett übergestülpt hat. Macht gelegentlich Spass, mehr aber auch nicht.

    7/10
  13. nili68 sagt:

    >aber Mittelalter hat für mich auch etwas mit Dreck, Staub, Lärm zu tun<

    Auch im Mittelalter gab es nicht nur Penner.. 😛 Walther von der Vogelweide z.B. würde ich nicht mit deinen Attributen bezeichnen.. 😉

  14. Watutinki sagt:

    Nach Hofmusik klingt Schandmaul jetzt aber auch nicht gerade und Hofmusik hatte eine Ästhetik (ohne mich damit jetzt groß auszukennen), dagegen wirken Schandmaul wie Schandmäuler. :)))
    Schandmaul singen über das Mittelater, nutzen Elemente des Mittelaleters, aber sie klingen nicht wie das Mittelater und fühlen sich auch nicht so an. Tlws. ist das auch nicht ihr bestreben, daher alles fein. Nur dass sie leider so dermaßen aalglatt daherkommen, kreide ich ihnen an. Aber mit 7 objektiven Punkten (subjektiv 2 weniger), sind sie bei mir jetzt nicht so schlecht weggekommen. ;))

  15. nili68 sagt:

    Ich hab‘ mal gelesen/gehört/gesehen/whatever, dass es im Minnesang unter’m Strich auch nur um’s Ficken ging. Pornos mit gehobenem Anstrich halt. Eigentlich geht’s am Ende überall immer um’s Ficken. Mit Minnesang kriegte man halt bessere Bitches als mit Krach für den Spelunken-Pöbel, und der Adel zahlte auch besser, haha.
    Oft ist dass bei Sachen, wo man sich auf die Historie bezieht ja aber eh nur so, wie man das aus heutiger Sicht im Mainstream (nicht nur auf Musik bezogen) sieht. Die Realität war wahrscheinlich eine andere..

  16. L33kB0y sagt:

    Eine Band, die mich lange begleitete, und charmante Geschichten, mittelalterlich angehaucht, musikalisch mitunter sehr schön anzuhören, verpackt hat.

    Mit Leib und Seele erreichten sie ihren Höhepunkt. Leider haben sie sich von da an leider nicht weiter entwickelt, noch konnten sie die Klasse halten. Klar, hat jedes Album das folgte, eins, zwei oder drei gute Lieder. Aber großteilig herrscht leider Stagnation im ewig gleichen.

    Leider belanglos…