Schandmaul - Artus

Review

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SCHANDMAUL sind eigentlich ein Garant für lebendigen und melodischen Folk Rock. Wenn ein neues Album der Münchener in den Startlöchern steht, konnte man daher bedenkenlos zugreifen. Für das 2019 erschienene “Artus“ sollte man allerdings ein wenig achtsamer beim Kauf sein.

SCHANDMAUL ohne Dynamik

Mit dem Opener “Der Meisterdieb“ bekommt man zunächst eine getragene, von starkem Dudelsack und Drehleier dominierte Nummer serviert, die dem Wunsch der Fans nach mehr Geschichten und Erzählungen gerecht wird. Allerdings wird bereits hier deutlich, was dem Album fehlt: Dynamik, Druck und Energie. SCHANDMAUL fahren meist in ruhigem Wasser und verlieren so die Aufmerksamkeit des Hörers mehrfach im Verlauf des Albums. Besonders die titelgebende Trilogie aus “Die Tafelrunde“, “Der Gral“ und “Die Insel – Ynys Yr Afallon“ langweilt auf Dauer mehr als dass sie fasziniert. Die erwünschte Mystik und das erzählerische Geschick, das man von SCHANDMAUL an der Stelle erwartet hätte, flachen durch Wortwahl, Reim- und Songstruktur und nur gelegentliche Höhepunkte wie dem Refrain in “Der Gral“ derart ab, dass sie nach dem Hören sofort in Vergessenheit geraten.

Spannende Experimente

Glücklicherweise ist “Artus“ insgesamt keine Nullnummer, gibt es doch einige Lieder, die SCHANDMAUL spannender denn je zeigen. Bestes Beispiel ist das abwechslungsreiche Stück “Die Oboe“, das elegant zwischen melancholischen und kernigen Rockmomenten wechselt. Das verwendete Oboen-Thema (das eigenartigerweise etwas an ABBAs “Lay All Your Love On Me“ erinnert) setzt sich tief im Gehörgang fest und kreiert somit einen Ohrwurm, wie er zu SCHANDMAUL passt. Auch die Powerballade “Der Kapitän“ hat es in sich. Ein trauriger und persönlicher Text wird so vorgetragen, dass er trotzdem kraftvoll wirkt und im energischen Refrain zur Seemanns-Hymne aufsteigt.

Die beiden Singles “Der Totengräber“ und “Froschkönig“ spielen charmant mit wilden Flöten-Melodien und erzählen jeweils eine schelmische Geschichte. Auf Platte wirken sie nach einigen Durchläufen zwar ein wenig abgenutzt, entfalten allerdings live mit Sicherheit ihre wahre Power. Apropos Power. Während Lieder wie “Auf Und Davon“ zwar textlich überzeugen, aber musikalisch eher lustlos dahindudeln, holt “Der Weiße Wal“ zum Schluss noch einmal einiges raus. Wie im restlichen Teil von “Artus“ ist auch hier das Tempo nicht sonderlich hoch, aber es ist deutlich mehr Dynamik zu spüren, was vor allem Thomas Lindners Stimme zu verdanken ist, welche den fast schon wütende Text gekonnt vertont.

Gesamturteil: Befriedigend!

Insgesamt liefern SCHANDMAUL mit “Artus“ eine durchwachsene Platte, die jedoch durch einige lichte Momente aufgehellt wird. Der Grundsound der Band ist nach wie vor packend – mal melancholisch, mal tanzbar, mal rockig mit einem stets abwechslungsreichen Instrumentarium und einer markanten Stimme. Für künftige Alben wünscht man sich jedoch etwas von der früheren Leichtigkeit und Dynamik zurück.

20.06.2019

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3 Kommentare zu Schandmaul - Artus

  1. nili68 sagt:

    Gibt’s sowas eigentlich auch in gut? Das hier, besonders das zweite Lied, ist doch im Kern ganz klar Schlager.

    1. BlindeGardine sagt:

      Die Grenze zum Schlager haben Schandmaul schon seit Jahren immer wieder überschritten, das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Vogelfrey gehen annähernd in die Richtung „in gut“.

      Ach ja, hab ja was vergessen:
      Gonna keep on burnin‘
      We always will
      Other bands play Manowar kill

      1. nili68 sagt:

        Youtube sagt: Joa, Vogelfrey sind klar besser, aber mir zum ernsthaften Hören zu fröhlich. Gab es im Deutschland des Mittelalters keine depressiven Musiker?
        Beim Grillen im Hochsommer kann man das in Gesellschaft aber schon hören..

        https://tyrannyoftradition.files.wordpress.com/2014/06/manowar-1.jpg?w=620

        Wer da keinen feuchten Schlüpper bekommt ist tot..