Schakal - Schakal

Review

SCHAKAL aus Nordrhein-Westfalen haben bereits im Januar ihr selbstbetiteltes Debüt vorgelegt. Zu hören gibt es modernen aber traditionsbewussten Metal mit progressiven Twists und komplett in Deutsch besungen – und das sogar ziemlich gut. Ganz ohne Macken kommt der Gesang aber nicht aus: Hin und wieder zuckt man doch mal zusammen bei Zeilen wie „Er reicht dir die Hand aus dem dunklen Verstand“ oder „Man hält halt nicht was man verspricht“, aber ansonsten sind SCHAKAL absolut nicht lachhaft. Es werden zwar nicht gerade lyrische Monumente geschaffen, aber doch sind die Texte grundsolide. Und der Gesang hat auch einen richtig geschmeidigen Rhythmus.

Musikalisch erweist sich „Schakal“ gleichzeitig als locker gezockt und doch unglaublich tight. Schlagzeuger Antonius Grützner peitscht die Musik förmlich nach vorne. Dazu scheint die Saitenfraktion Scharf/von Ohr aus der Bibel des Metal zu zitieren. Von NWoBHM über den Teutonenstahl bis hin zum modernen US-Metal wird alles mitgenommen, was gefällt. Hin und wieder macht das Trio auch Ausflüge in Richtung Thrash-Metal, in denen SCHAKAL mitunter an die leider bereits aufgelösten GRANTIG erinnern. Daraus kreieren die Schakale einen stimmigen und abwechslungsreichen Mix, der unglaublich dynamisch und kraftvoll aus den Boxen kracht. Gleichzeitig klingt die Musik jedoch weder antiquiert noch abgekupfert, sondern bietet mehr als genug Eigenständigkeit, um nicht wie eine flache und epigonale Melange zu wirken. Dazu gibt es immer wieder fiese Nackenbrecherparts, die einen im Viereck springen lassen. Und immer, wenn ein Song droht, zu vorhersehbar zu werden, brechen die Leverkusener abgedrehte Breaks vom Zaun oder schlagen einen fiesen Haken, sodass die Musik immer frisch und spannend bleibt. Man höre nur „Der Uralte Feind“, „Sklave Der Sucht“ oder „Der Grimme Schnitter“.

Sänger Roland Scharf verweilt zwar fast immer in der gleichen Stimmlage,  aber dennoch überzeugt sein Organ über einen Großteil der Spielzeit. Gegen Ende nervt es dann doch ein wenig. Es gibt keinen Falsettgesang, keine Growls und kein gerolltes R, stattdessen singt er auf der einen Seite klar, melodisch und jederzeit verständlich, auf der anderen Seite verpasst er seinem Gesang genügend Ecken und Kanten, um nicht langweilig zu wirken. Dennoch hätte etwas mehr Abwechslung nicht geschadet; immerhin steuern seine Kollegen den Hintergrundgesang bei, was zu  großartigen, gänsehauterregenden  Hooklines wie in „Eis Und Glut“, „Sklave Der Sucht“, „Bauernopfer“ oder „Die Letzte Plage“ führt.

Abschließend bleibt eigentlich nur eine Frage zu klären: Was hat es eigentlich mit diesem Image auf sich? In der Presseinfo und auf der Webseite ist von den Trümmern von Babylon die Rede und, dass die Schakale dort hausen. Dann ist da noch die Aufmachung der Musiker, die aussehen wie kultische Priester. Davon kommt in der Musik, abgesehen von einigen arabisch angehauchten Riffs, irgendwie nichts rüber – oder mir entgeht da was… Lediglich das textliche Konzept von Dämonen und dem „Spiegel Eurer Abgründe“ ist nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz ist SCHAKAL ein überraschend gutes Debüt gelungen, an dem sich die ein oder andere deutschsprachige Band ein Beispiel nehmen kann. Vorausgesetzt natürlich, dass SCHAKAL ein breiteres Spektrum erreichen; das Album ist zwar bereits als Download erschienen und über Bandcamp zu erwerben, aber derzeit suchen SCHAKAL nach einem Label, um ihr Album auch „physikalisch manifestieren“ zu können. Unterstützung hat die Band allemal verdient.

27.02.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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