Harter Rock mit deutschen Texten ist nach wie eine gewagte Sache. Natürlich sind Bands wie RAMMSTEIN, die ONKELZ und der ganze Rattenschwanz an Mittelalterrockern recht erfolgreich, aber gerade wer noch keinen großen Namen hat, wird von der bösen Journaille schnell in die Peinlichkeitsecke gedrängt. SCHAFFRATH kann das natürlich auch passieren, wäre aber unfair.
Die Band setzt sich aus gestandenen Musikern zusammen, die sich in Coverbands jeglicher Coleur ihre Sporen verdient haben. Sänger Martin Schaffrath wollte irgendwann dann was Eigenes durchziehen und gründete die nach ihm benannte Gruppe mit der er bereits eine selbstbetitelte Mini-CD (damals noch mit englischen Texten) sowie ein Album („Weg Aus Dornen“, 2006) herausbrachte. Musikalische Orientierungen sind auf dem aktuellen Werk „Kämpfer“ gar nicht so einfach auszumachen, denn irgendwo bedient man alles zwischen Hard Rock und klassischem Heavy Metal. Ein brettharter Opener wie „Meine Burg“ verarbeitet sogar leichte Thrash-Einflüsse, während ruhigere und melodischere Nummern wie „Von Vorne“ irgendwie was Grönemeyer-eskes haben. Melancholischere, besinnlichere Momente wechseln immer wieder mit heavy Songs, ohne dass es dabei durcheinander geraten wirkt. Einige Tracks zünden sofort, andere, wie z.B. das vertrackte „Licht“ oder das Keyboard-beladene „Der Spatz“ brauchen ein paar Durchläufe mehr bevor es Klick macht, aber genau wegen solcher Unberechenbarkeiten gefiel mir schon „Weg Aus Dornen“ recht gut. Und auch auf „Kämpfer“ macht die Band alles richtig, was die Texte angeht. Ähnlich wie SUBWAY TO SALLY verwenden sie eine recht bildhafte Sprache und im Grunde genommen kapier ich nicht wirklich was davon, da alles schön interpretierbar ist (mal abgesehen von der plakativen Eintracht-Frankfurt-Hymne „Elf“), was im Endeffekt dann eben auch die Peinlichkeitskiste vermeiden sollte.
„Kämpfer“ ist ein Album für alle, die auf nicht allzu komplizierte, aber trotzdem unvorhersehbare Rockmucke mit deutschen Lyrics stehen. Der Gesang an sich ist übrigens absolut formidabel und mächtig und Schaffrath könnte auch als Nachfolger von Eric Fish bei SUBWAY TO SALLY anheuern, wobei seine Stimme deutlicher im klassischen Hard Rock verwurzelt ist. Ein glänzendes Album einer tollen deutschen Band.
Was, Gina Wild macht jetzt auch noch Musik?
(Tätää!)