Scarnival - Scarnival (EP)

Review

Überraschungen gibt es als Redakteur für ein Metalmagazin immer wieder – gestern noch beschwerte ich mich im Zuge von DEAD END FINLAND noch darüber, dass die Schweden SOILWORK so viele Epigonen hinter sich herziehen, heute liegt mit SCARNIVAL eine Scheibe auf meinem Schreibtisch, bei der man befürchten könnte, dass dasselbe mal wieder mit AT THE GATES passiert. Und doch spielen SCARNIVAL nicht einfach nur die alten Meister der Göteborger Death-Metal-Schule nach, sondern sie lassen sich inspirieren und beeinflussen und fügen ihre ganz eigene Portion Härte und Wut, aber auch Melodiösität hinzu, womit sie bereits ihre eigene, kleine Nische finden.

Das ist um so überraschender, als dass die „Scarnival“-EP, die mir hier vorliegt, das allererste Lebenszeichen der jungen Band ist, die sich dieses Jahr erst gegründet hat. Vorher zockte man zusammen bei der Alternative-Metal-Band SCHIERLING, bevor man INQUIRING-BLOOD-Sänger Daniel zum Singen nötigte und sich mit SCARNIVAL einer sehr viel roheren Variante des Metals widmete. Bevor mir irgendwer bei der Erwähnung von „Alternative Metal“ denkt, es ginge hier um so was, was Schweden wie IN FLAMES oder SOILWORK in den letzten Jahren machen, möchte ich jedoch vehement einschieben, dass nur wenig an „Scarnival“ modern klingt. Eher im Gegenteil: Diese EP besteht aus fünf Songs voller Rohheit und Wut, wie sie auch ein „The Red In The Sky Is Ours“ prägten. Damit können SCARNIVAL mit dem punkten, was vielen anderen Bands fehlt, die sich dem Melodic Death Metal der alten Schule verschreiben: „Scarnival“ überzeugen durch ihre rohe Frische und durch das unbezahlbare Talent, Songs zu schreiben, die einen mitnicken, mitwippen und mittrommeln lassen, Songs, die einen nicht mehr so schnell loslassen.

Oben redete ich davon, dass moderne Elemente bei SCARNIVAL nur selten vorkommen – das stimmt so auch, aber dennoch sind sie hier und dort vorhanden. Nicht stilprägend, sondern mehr als Ergänzungen, die immer mal wieder verstohlen um die Ecke blicken, sich nicht groß einmischen, aber dafür sorgen, dass SCARNIVAL nicht nur stumpf kopieren, sondern durchaus eine eigene Note im Handgepäck dabeihaben. Und das ist ja an sich schon mehr als man von einer Band erwarten würde, die sich gerade ganz frisch gegründet hat. Ich bin – Achtung, Untertreibung – ein kleines bisschen begeistert und hoffe, dass die Band es schaffen wird, ihre Frische und ihre rohe Herangehensweise auf kommenden Alben zu wahren.

16.10.2012

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