Scarlet Violet - Animated Freaks

Review

Sleaze Rock aus Italien. Mal was anderes. Doch SCARLET VIOLET stehen ihren Kollegen aus USA, Großbritannien oder Skandinavien auf ihrem Debut-Album „Animated Freaks“ in nichts nach. Das erst 2005 in Mailand gegründete Quartett vereint einfache Songstrukturen und eingängige Melodien mit flotten Rhythmen und knackigem Gitarrenspiel. Dazu die notwendige Portion Rotzigkeit, die sie nicht nur im Sound transportieren, sondern die Sänger L.A. auch in seiner rauhen Stimme hat.

Gleich der Opener „Hey You“ hat alles, was ein Sleaze-Rocker benötigt: Groove, Dynamik, einprägsame Leads und einen Refrain, den man direkt mitgröhlen kann. Weitere Stücke in dieser fetzig-rockenden Machart sind „Bad Redatation“, „Ready To Rock“ oder „Dead For Good“. Mehr im getragenen Mid-Tempo mit trotzdem wuchtiger Rhythmusbasis spielen sich Songs wie „Dirty Little Whore“, „Back On A Bend“ und „Who´s To Blame“ ab.
„Hollywood“ hat dagegen eine unverhohlene Punk-Schlagseite und verbindet die Eingängigkeit mit viel Tempo und Power. Und bei „In Front Of You“ und dem GNR-liken „Gates Of Heaven“ dürfen zumindest partiell auch mal die Emotionen im Vordergrund stehen.

Obwohl sich das Album in einem soliden, leicht überdurchschnittlichen Level abspielt, vermisse ich klare Ausbrüche nach oben. Es gibt kaum einen Song, der nachhaltig Eindrücke hinterlässt. Eingängiger Sleaze Rock eben, gut anzuhören, aber auch gefährdet, sehr schnell wieder vergessen zu werden.
Von der technischen Seite präsentieren sich die Italiener fehlerfrei. Die Rhythmusfraktion sorgt für steten Druck, die Riffs, Licks und Leads sind zwar relativ einfach gestrickt, aber absolut sounddienlich. L.A.s Stimmlage in mittleren Bereichen mit sehr rauhem Unterton passt zu der Mucke wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
In Sachen Songwriting müssen sich SCARLET VIOLET allerdings noch einiges einfallen lassen und ein paar Trademarks entwickeln, um aus der Masse der Sleaze- und Hardrock-Bands herausstechen zu können. In Punkto Abwechslung ist die Vorstellung aber schonmal nicht übel.

Wer auf ebenso knackigen wie eingängigen Sleaze Rock steht, sollte „Animated Freaks“ durchaus mal eine Chance geben. Denn es gibt in dem Genre auch wesentlich schlechtere Veröffentlichtungen. Etwas missraten finde ich nur das bluttriefende Artwork.

19.02.2009

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