Scarcross - Jahr Der Katharsis

Review

Wie versaut man ne Platte? Keine Ahnung? Macht nix, denn hier kommt die Maus und erklärt es euch.
Das sind Scarcross. Die haben sich damals als Schulband gegründet. Sicher kein Grund, sich das ständig anmerken zu lassen. Aber die Platte soll ja ein wenig schrottig sein. Dazu braucht man komische Texte und noch komischere Musik. Das erste, nämlich die komischen Texte, müssen sich anhören, als hätte sie ein pseudointellektueller Präabiturient mit Frauenproblemen geschrieben. Hier ein Beispiel, wie Scarcross es schon sehr gut gemacht haben: „Zugunsten des brennenden Horizonts striff ich die Suche von meinem ausgezehrten Leibe“. Ihr merkt, man muss zudem das Präteritum falsch bilden.

Der Christoph mit dem grünen Pullover hat auch mal einen vergleichbaren Text für euch geschrieben:

Hupen kann man mit unter Morcheln gesägten
Ziehglasaktien, die sich allabendlich mit grünen Kühen
In dem Batterienblock ein Leid mit kalten Ösen antun.

Den wollten Scarcross aber nicht. Die mögen Jahreszeiten lieber.
Wenn man die Texte soweit aufgeschrieben hat, kommt dann die komische Musik dazu. Man muss so tun, als ob man sehr anspruchvoll wäre. Aber – eben nur so tun. Die Mucke muss so richtig unzusammenhängend sein. So wie das Gerede, wie es zurzeit alle Parteien im Wahlkampf von sich geben. Sowas habt ihr bestimmt schon mal in den Tagesthemen gesehen und gehört, wenn ihr mal länger aufbleiben durftet. Wenn man ne Platte so richtig verkorksen will, darf man sich zu keiner Sekunde entscheiden, welchen Stil man eigentlich bevorzugt. Nur hin und wieder einen Fitzel Melodie einstreuen. Dabei wie jede 08/15 Pandaband klingen. Dann wieder etwas progressiver sein. Progressiv heißt hier, dass man verwurstelt und verschachtelt, dass später keiner mehr sagen kann, wo ein Lied anfängt und aufhört. Trotz der vielen Ideen, die natürlich alle sehr langweilig sein müssen, sollten sich die Lieder also nicht groß voneinander unterscheiden lassen. Alles muss sich wie aneinandergereiht anhören. Einen roten Faden darf man zu keiner Zeit erkennen. Scarcross machen das schon ganz prima. Die Riffs müssen außerdem belanglos und ohne jeden Spaßfaktor sein. Auch das können die jungen Männer aus Rosenheim schon sehr gut. Der Sound der Platte darf natürlich nicht glasklar sein und somit ausreichend transparent für die überladene Mucke. Nein, das wäre ja grundverkehrt. Der Klang der Scheibe muss sich genauso undifferenziert und dumpf anhören wie „Jahr der Katharsis“. Dabei sollte auch das Schlagzeug schön holprig sein. Eine gute Idee ist es auch, hin und wieder den Fön von Mami oder den Rasierer von Papa in den Sound einzubauen. Wenn man alle Dinge beachtet, die wir euch genannt haben, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Tja, aus die Maus. Da gefallen die filmischen Arbeiten der Rosenheimer („Wie macht man Metal?“) doch schon besser.

31.08.2005

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