Die Metalexoten sind stark im Kommen. Nachdem Europa und der amerikanische Kontinent „abgegrast“ sind, lechzen die Konsumenten, und/oder (wahrscheinlich eher) die Labels nach Neuem. Die zuletzt stärker in Erscheinung getretenen NERVECELL aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sind da nur ein Beispiel.
Mit SCARAB sind nun auch Osmose auf den Zug aufgesprungen und präsentieren einen afrikanischen Vertreter der Zunft.
Musikalisch orientieren sich die Ägypter auf „Blinding The Masses“ aber eher an ihren amerikanischen Kollegen. Brutaler Death Metal, der die Atmosphäre aber nicht vernachlässigt, steht auf dem Programm.
Glücklicherweise haben es SCARAB allerdings nicht nötig, den Exotenbonus in Anspruch zu nehmen. Dafür klingt ihr Debüt nämlich zu ausgereift und professionell.
Sowohl im Überschallbereich, als auch mit angezogener Handbremse, macht die erst 2006 gegründete Band eine gute Figur. Große Neuerungen bieten sie einem dafür aber auch nicht. Es scheint, als sei der Markt auch in Ägypten angekommen…
Dennoch heben sich die Jungs ein bisschen von der Masse ab. Zwar nicht gravierend, aber doch wenigstens etwas. In die Kompositionen fließen nämlich des Öfteren landestypische Melodielinien ein (oder zumindest das, was sich der gemeine Europäer-Touri darunter vorstellt). Besonders bemerkbar machen sich diese in den Intros und Instrumentals, die, sehr soundtrackig, Bilder von weiten, endlosen Wüstenlandschaften vor dem inneren Auge des Hörers entstehen lassen.
Hier, im Atmosphärischen, liegen für mich die Stärken der Ägypter. Alles Weitere hat man mittlerweile nämlich doch schon ein paar Mal (ja, sogar auch schon besser) gehört. So komisch es klingt: NILE seien als Beispiel und Original des ägyptischen Folk Metals genannt. Diese haben sich ihren Style zwar nur aus dem Heimatland SCARABs entliehen, waren aber nun einmal zuerst da und machen ihre Sache auch ein wenig besser.
Nichtsdestotrotz knallt „Blinding The Masses“ aber ganz schön heftig und hat bis auf die fehlende Eigenständigkeit nur einen Makel. Der hat es allerdings in sich: So klingt die Bass Drum nicht nur ein klein bisschen künstlich, sondern so unecht, dass es einen Punkt Abzug gibt und ich mir die Platte mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr anhören werde. Vielleicht bin ich, was Drumsounds angeht etwas empfindlich, aber diese Bass klingt original wie eine Spielkarte an den Fahrradspeichen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb mir die Band am besten gefällt, wenn es gemäßigt zur Sache geht.
Wer sich an den Fortschrittlichkeiten des neuen Jahrtausends aber nicht stört, kann SCARAB ruhigen Gewissens einmal antesten. Das Positive überwiegt auf „Blinding The Masses“ ja zum Glück.
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