Scar Symmetry - Holographic Universe

Review

Während zahllose Bands des Genres den gerade angesagten Trends nacheifern und wie IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder AT THE GATES klingen möchten, setzen sich SCAR SYMMETRY erneut über alle Konventionen hinweg und präsentieren sich selbst souverän als einer der führenden Acts des (modernen) Metals: Melodic Death Metal, technisch-versierter Thrash, Metal-Elemente der Achtziger und progressive Einflüsse mit komplexen Rhythmen, häufigen Tempowechseln und faszinierenden Strukturen werden eindrucksvoll zu einer homogenen Einheit verwoben. Dabei behalten die Schweden auf „Holographic Universe“ nicht nur den Klang der beiden überzeugenden Vorgängern „Symmetric In Design“ (2005) und „Pitch Black Progress“ (2006) bei, sondern erweitern und verfeinern diesen detailverliebt aufs Äußerste und bewegen sich somit haarscharf an der Grenze zur Perfektion.

Die Drums klingen rhythmischer, die Gitarren-Leads und -Soli sind straighter und die außerordentliche Gesangsleistung von Christian Älvestam, dessen extreme Gesangswechsel zwischen Brutalo-Growls und cleanen Power-Metal-Vocals häufiger zum Einsatz kommen aber hier auch sehr viel besser platziert wirken, hinterlassen auf „Holographic Universe“ das Gefühl einer gereiften Band, die sich anhand subtiler Veränderungen ein weiteres Mal eindeutig abheben kann.

Bereits im Chorus des Openers („Morphogenesis“) variiert Älvestam mit unglaublich präzisen Übergängen von cleanen zu Death-Metal-Vocals – der Mann scheint nicht die geringsten Schwierigkeiten damit zu haben und steckt in jeder dieser Disziplinen nahezu alle anderen Szene-Größen locker in die Tasche – ohne das der Gesang ge- bzw. erzwungen wirkt. Wahnsinn.
Das es auf diesem Album kein langweiliges Gitarrengedudel gibt, das mit einem immer gleich klingenden Beat unterlegt ist und sich gegen jede Kreativität und Abwechslung wehrt, beweist sehr früh auch einer meiner Favoriten des Albums: „Quantumleaper“ – hier gleitet der treibende Rhythmus nach einem wunderbar gespielten Gitarrensolo um 2:45 in einen von tiefen Growls und druckvollen Double-Bass-Drums getragenen Zwischenpart ab, um kurz darauf um 2:57 das Tempo erneut zu wechseln und ein weiteres Gitarrensolo zu offenbaren, das es in sich hat. Eindrucksvoll!
Besonders Wert haben die Schweden diesmal auch auf viele kleine Details gelegt, die auch nach dem x-ten Hören des Albums immer noch überraschen können, so zum Beispiel auch im folgenden „Artificial Sun Projection“, das mit Violinenklängen beginnt und im späteren Verlauf megafette Melodiebögen offenbart, die teilweise schon popig anmuten, um allerdings erneut in mächtigen Growls zu enden.
Auch die elektronischen Gitarren-Effekte bei „The Missing Coordinates“, einem soliden Up-Tempo-Boliden mit mörderischer Taktfrequenz und extrem interessanten Gesangslinien oder das wie aus dem Lehrbuch stammende Riffmonster „Fear Catalyst“ überzeugen uneingeschränkt.

Haben sich SCAR SYMMETRY mit „The Kaleidoscopic God“ auf „Pitch Black Progress“ bereits selbst ein Denkmal gesetzt, so übertreffen sie diese Glanzleistung noch einmal deutlich mit dem über neunminütigen Titeltrack, denn der enthält wirklich alles, was „Holographic Universe“ so hörenswert macht: einen spannenden und dramatischen Songaufbau, abrupte Tempowechsel, hervorragende Gesangsleistungen, raumgreifende, epische Refrains mit Ohrwurmcharakter, ein hochwertiges Gitarrenspiel und teils verwinkelte Songstrukturen, die nicht immer leicht zu durchschauen sind. Es sind aber gerade diese Komponenten, die die Band so unverwechselbar macht.

Mit „Holographic Universe“ ist SCAR SYMMETRY ein spannungsgeladenes und extrem abwechslungsreiches Album gelungen, das sich bereits jetzt einen Platz zwischen den fünf besten Alben des Jahres gesichert hat. Dieses Album muss man gehört haben!

15.06.2008
Exit mobile version