Eines regnerischen Sonntag Morgens: Schädelschwer schleppe ich mich in die Dusche, freudlos wandert die CD in den Kreisel – und es reißt mich aus den Babuschen: Ein Riff, direkt vor die Füße gerotzt! Paah! Der Tag kann losgehn! Erste Megadeth-Assoziationen ereilen mein Bewußtsein, deren Berechtigung spätestens der Chorus des ersten Songs dokumentiert. Nichtsdestotrotz: Scapegoat klingen mächtig nach vorne und innovativ, viel mehr als eine Kopie irgendwelcher Old-School-Heroen. Ähnlich rotzig wie der knallige Beginn lebt die Musik der drei Speyerer fort: Eine Gitarre, die kein Solo zulasten von evtl. fehlendem Unterbau scheut – zurecht! Ein Bass, der alles andere, nur kein obligatorisches Begleitinstrument darstellt, ein zuweilen frickel-freudiges Schlagwerk und eine Stimme, die Dir die Gehördiele aufraspelt: rauh, rotzig, leidenschaftlich – herrlich! Ebenfalls Produzent Gerhard Magin (u.a. zuständig für Crematory, Theatre of Tragedy, Mystic Circle) hat erstklassige Arbeit abgeliefert: der Sound unterstreicht den ungehobelten Charakter jedes einzelnen Riffs. Die Gesangslinien sind recht simpel, liegen förmlich auf der Hand. Ganz im Gegensatz zu den oft überraschend wendenden Song-Strukturen. So wird die Band ihrem progressiven Anspruch durch seltsame Breaks und Takt-Experimente allemal gerecht, obwohl dieser nicht ihr Haupt-Fixpunkt in musikalischer Hinsicht sein dürfte. Der liegt sicher in der Rockfestigkeit der Stücke befundet – Nichts rockt dich mehr vom Leder als „Stoker“ oder „Gutterfly“! Das gefühlvolle Pendant zum allgemein zielsicheren Tempo-Geschehen bietet der im Booklet nicht verzeichnete letzte Track – ein rein akustisch begleiteter Song. Bühne frei also für die schrundig-schöne Seele der Stimme von Sänger und Gitarrist Tosse. Daß diese Band in satten 10 Jahren Aktivität keinen höheren Bekanntheitsgrad erreicht hat, halte ich für geradezu mysteriös. Fazit: Musik, die einen gestreckten Effefingers in die Radarkontrolle rockt! Yeah!
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