Wieder einmal haben sich die Gelsenkirchener nicht hetzen lassen. Nachdem SCANNER im Mindset des einen oder anderen bis zum Release von „The Judgement“ im Jahr 2015 bereits vergessen waren, hat es nun erneut schlappe neun Jahre gedauert, um mit „The Cosmic Race“ das bisher siebte Studioalbum der Nordrhein-Westfalen zu feiern. Dabei sind es im Wesentlichen die beiden Debütalben, welche das Vermächtnis der Band eigentlich bereits unvergesslich machen dürften und welche als Referenz im Laufe dieses Textes auch tatsächlich wieder fallen werden.
„The Cosmic Race“ vereint Tradition und Moderne
Die einzigen wirklichen Konstanten im Line-Up der Truppe sind Gründungsmitglied, Songwriter und Gitarrist Axel Julius und inzwischen auch der griechisch stämmige Sänger Efthimios Ioannidis, der immerhin auch schon seit 20 Jahren am Mikro steht. Derweil hat man mit Dominik Rothe (Gitarre) und Sascha Kurpanek (Drums) wieder auf ein Quintett aufgestockt, „The Cosmic Race“ wurde allerdings noch mit vier aktiven Bandmitgliedern aufgenommen. Dass bei SCANNER nach wie vor Julius die kompositorischen Duftmarken setzt, ist auch dem siebten vollwertigen Output in jeder Silbe anzumerken, und doch ist den Herren aus dem Ruhrpott etwas Bemerkenswertes gelungen.
Dazu nun die Überleitung zu den ersten beiden Alben der Band „Hypertrace“ und „Terminal Earth“ – für viele absolute Referenzwerke zwischen Power- und Speed Metal klassischer Natur. Was SCANNER im Jahr 2024 anders machen als noch gegen Ende der Achtzigerjahre, ist mit Sicherheit der Anteil an treibenden Speed-Läufen wie etwa in „Grapes Of Fear“, der sich auf „The Cosmic Race“ dann doch eher auf ausgewählte Momente beschränkt. Vergleichbarkeit kommt allerdings auf, wenn es um die Eingängigkeit und Hitlastigkeit des Materials geht, das mit seinen HELLOWEEN-artigen Refrains und der gefühlten „Spaceigkeit“ derart in den Bann zieht, wie kaum ein anderes Album seit den oben genannten.
Power Metal und mitreißende Kompositionen
Zwar bewegen sich viele Tracks vergleichsweise im gemäßigten Midtempo oder wie „A New Horizon“ sogar im balladesken Rahmen, können aber durch mitreißende Hooklines bereits nach wenigen Durchläufen überzeugen. Ioannidis hat nach wie vor, sowohl die straighteren Passagen, als auch die etwas theatralischere Power-Metal-Komponente bestens drauf und passt hervorragend ins Gesamtkonzept. Konzept ist hier übrigens der richtige Ausdruck, denn SCANNER erzählen eine Geschichte von der Bewohnbarmachung und Umsiedlung auf einen neuen Planeten, da Mutter Erde durch Zerstörung und Kriege endgültig lebensfeindlich geworden ist. Auch in diesem Sinne gibt es klare Verweise inhaltlicher Natur auf die ersten Outputs der Band.
Letztendlich ist „The Cosmic Race“ nicht nur ein wahrliches Hitfeuerwerk geworden, sondern unterm Strich auch ein schlüssiges Gesamtwerk, das epochale Storys musikalisch glaubwürdig untermalt. Schließlich haben sich die neun Jahre Wartezeit an dieser Stelle nicht nur gelohnt, sondern SCANNER liefern das stärkste Werk seit den glorreichen Anfangstagen.
Gutes Album geworden. Artwork ist auch siper, auch wenn es mir irgendwie nach AI aussieht, hoffe es ist nicht so.
Kein einziges Wort über das Schlagzeugspiel? Was war da denn los?
Ich geb ne 7 weil das Album im Grunde unterhält und einem die 47 Minuten kürzer vorkommen. Neues oder Innovatives ist aber Fehlanzeige, aber da und dort ist man echt zum Hinhören verleitet.