Scamp - The Deadcalm

Review

SCAMP wären mir gänzlich unbekannt und vermutlich eine weitere Tech-Metal- oder Djent-Metal-Band aus Dänemark, die in all den Neuveröffentlichungen untergeht – wäre da nicht die Stimme, die mich bereits vor zehn Jahren absolut umgehauen hat und nun erstmals unter neuer Flagge schreit: Michael Bøgballe.

Um die Eckdaten von SCAMP zu nennen: Die Band wurde 2003 von den drei Dänen Martin Dalmark, Morten Christensen und Kristian Bruun gegründet und hat sich mit den beiden Demos „The New Groove Complex“ und „Re-Draft“ und dem 2008 erschienenen Album „Mirror Faced Mentality“ dem Tech-Metal verschrieben.

Meine persönlichen Erwartungen sind im Vorfeld als „hoch“ und „leicht aufgeregt“ zu bezeichnen und voller Ehrfurcht setze ich die Kopfhörer auf, allerdings mit absolut gemischten und gegensätzlichen Gefühlen. Einerseits ist da Vorfreude: Michaels Stimme gehört zu meinen Favoriten, seit ich denken kann. Nun habe ich MNEMIC nach seinem Ausstieg zwar mehrere Male eine Chance gegeben, aber ich wurde mit der neuen Atmosphäre und dem neuen Sänger nicht ganz warm und habe eben dieser Band nach vergebener Liebesmüh sozusagen den Rücken gekehrt. Aber wo Bøgballe mitwirkt, so meine Meinung, kann eigentlich nur etwas Gutes herauskommen: Neben den beiden MNEMIC-Alben ist seine Stimme ist auch bei ABORTEDs „Dead Wreckoning“ und HATESPHEREs 2003er EP „Something Old, Something New, Something Borrowed And Something Black“ im Hintergrund zu vernehmen. Der Freude über das Wiederhören gegenüber steht auch fast schon panische Angst: Ist SCAMP ein MNEMIC-Klon? Bitte lass es keinen MNEMIC-Klon sein! Bitte lass die Jungs etwas Eigenes haben – einen eigenen Stil, eine eigene Handschrift, nicht zuletzt einen eigenen Sound! Bitte, bitte, bitte!

Also: Augen zu und durch; Play-Taste drücken und der erste Song „The Broken 20/20“ möge meine Zweifel beseitigen. Ganz großes Kino: Sie schaffen es ab der ersten Sekunde! Bereits zu Beginn geben SCAMP volle Breitseite: Ein voller, brachialer, melodischer und einnehmender Sound und fette Grooves, die mein kleines Tech-Metal-Herz vor Freude springen lassen. Es fällt mir schon geradezu schwer, einzelne Songs hervorzuheben, aber sowohl der Opener als auch „The Boys From Dead Soul Road“, „Silent Inferno“ und „Emotional Psycho Release“ haben sich bereits beim ersten Hören zu klaren Favoriten entpuppt. Der Namensgeber des Albums „The Deadcalm“ schließt das Ende mit einer weit aufgebauten Sound-Struktur und eindringlichem und packendem Verlauf und entlässt mich als Hörer mit verzücktem Erstaunen.

Um die wichtigste aller Fragen nun zu klären: Nein, SCAMP ist kein MNEMIC-Klon, zumindest nicht im Vergleich zu den letzten Alben. Aber doch, irgendwie ist es das aber trotzdem. Tatsächlich ist „The Deadcalm“ genau so prall, ausgefeilt und mörderisch wie der typische MNEMIC-Sound, aber es ist auch wesentlich wärmer, eingängiger, schärfer und weniger steril als der genannte „Bruder“, doch es ist wiederum auch nichts gänzlich Neues und immer noch sehr speziell. Es fühlt sich fast an, als wäre „The Deadcalm“ das Album, welches nach „Mechanical Spin Phenomena“ und „The Audio Injected Soul“ mit Bøgballe hätte erschaffen werden sollen. Man kommt schneller auf den Punkt und verzettelt sich nicht mit unüberschaubaren Kompositionen. Man stellt sich die Frage: Kann eine Band, die definitiv eine andere ist, mehr MNEMIC sein als MNEMIC selbst?

Um nun aber von der neu hinzu gekommenen Stimme abzusehen und den Werdegang der restlichen Bandmitglieder nachzuverfolgen, reicht ein Blick auf das Vorgängeralbum und die Demos um feststellen zu können, dass die Weichen bereits seit SCAMPs Geburtsstunde für dieses Album gestellt sind und ihr Sound unbestreitbar weiterentwickelt, aber hauptsächlich perfektioniert klingt. Morten Christensen prügelt die Drums atemberaubend, Martin Dalmark und Kristian Bruun riffen wie ein mechanisches Uhrwerk, die Produktion ist überaus professionell – bei der Unterstützung ist dies allerdings auch kein Wunder: Hier stand Tue Madsen, welcher schon THE HAUNTED, SICK OF IT ALL, THREAT SIGNAL und nicht zuletzt DARK TRANQUILITY begleitet hat, zur Seite. Tatsächlich ist das Album mit über einer Stunde Spieldauer so schnell vorbei, dass ich selbst ganz erstaunt bin. Es ist ein einheitliches Werk mit vielen Akzenten, hat prägnante und melodische Hooklines und hypnotische Riffs. Kurzum: „The Deadcalm“ bietet viele Killersongs, die ich jedem der MNEMIC-Fans aus alten Tagen nur wärmstens empfehlen kann, denn Gleichgesinnte werden dieses Album vermutlich feiern und verschlingen wie ich es tue. Wem bisher eben diese allerdings zu „neumodisch“ waren, der wird auch SCAMP nicht ausstehen können.

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07.05.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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