Scalplock - Spread The Germs...

Review

Es ist eine jener Bands, die Unbeteiligte nur die Pausen zwischen den halb- bis zweiminütigen Detonationen zählen lässt, um die 30 Titel auseinanderhalten zu können. Ein fleischiger Sound direkt aus der Kloake, der den Röhren keine Lebenserwartung von über zwei Stunden Dauerbetrieb zugestehen dürfte, verschnürt ein sonderbrutales Paket alleszerhackstückenden Grindcores.

Die extra-rustikale, superb auf die Musik zugepasste Produktion aus hackebeilbeilschmetternden Drums, einem morastigen Bass-Moloch und einem bleischweren Knochensplitter-Sechssaiter fungiert als Einband von 30 nicht allzu ausgedehnten, finsteren Episoden, die in präsziser Waffenkunst kaum zu überbieten sind. Bei dieser destruktiven Kanonade kommt es jedoch weniger auf das Hervorkehren technischen Sachverstandes durch hochglanzmalerischen Sound-Anstrich an, als vielmehr auf den Ausdruck unmittelbarer Brutalität. Inmitten dieses orgiastischen Tohuwabohus keifen sich die gequälten Vocals nur mühsam – und offensichtlich stets um Undechiffrierbarkeit bemüht – ans Tageslicht, verschmelzen in dem lodernden Hexenkessel mit zu einem todbringenden Gebräu.

Das Londoner Label Cacophonous wagt mit diesem Release extremstdenkbarer Klangerzeugung den Schritt zurück in die Weltöffentlichkeit. Hatte man nach der Gründung 1993 nicht unerheblichen Anteil am Emporkommen von sinistren Hartschrot-VIPs wie CRADLE OF FILTH, DIMMU BORGIR, BAL-SAGOTH oder GEHENNA, wurde es still um das beschauliche Label. U.a. mit diesem bereits dritten Werk von SCALPLOCK soll nun die Bestie wiederbeatmet werden. Dass man ihr dazu mit diesem Output gleich eine elefantöse Ration Brechmittel in die ästhetisch empfindsamen Synapsen injizieren musste, zeugt zwar nicht von feinmotorischer Verkaufskunst, dennoch von skrupelloser Gradlinigkeit, die ich dem Label als wesentlich authentischer zugute halte. Die drei lärmfreudigen Briten jedenfalls danken es dem Label ihrerseits und werfen der kleinen, aber lüsternen Meute der Ultraorthodoxen unter den Metallern einen prächtigen Pansen vor, der in bester Tradition mit keinerlei Grindcore-Richtlinien uralter Schule bricht, indem er alle sonstigen (herbeigeredeten?) musikalischen Tabus kurzum perforiert.

Freunde des Kurz- & KleinCores à la ANAL CUNT oder DISGORGE werden blindlings zubeissen dürfen, alle anderen sollten sich hierbei ernsthaft um ihre Schneidezähne sorgen.

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21.10.2002

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