Wenn vier Musikstudenten ganz ohne Sänger eine progressive Post-Rock-Band gründen, dann kann man davon ausgehen, dass das Endprodukt in technischer Hinsicht Hand und Fuß haben wird. Die Kunst, auch abseits von frickeligen Instrumental-Orgien dauerhaft mitreißende Songs zu komponieren, beherrschen hingegen nur die wenigsten solcherart ausgerichteten Gruppen. Wie also schlagen sich die Wahl-Texaner SCALE THE SUMMIT diesbezüglich?
Gar nicht schlecht, lautet die Antwort. Das Quartett geht sehr gefühlvoll zu Werke und verliert sich nicht in albernem Dicke-Eier-Posing. Der Song selbst steht auf „The Collective“ stets im Mittelpunkt, während die Übergänge zwischen den Stücken angenehm fließend sind und ein homogenes Gesamtklangbild erzeugen. Allerdings vermisse ich hier die ganz großen Melodien und hartnäckigen Hooklines. Das Album plätschert nach mehrmaligem Hören zu sehr am Zuhörer vorbei und verkommt zu einem Hintergrundgeräusch, das keine dauerhafte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag.
Um einfach mal ein wenig abzuschalten und die Seele baumeln zu lassen, eignet sich „The Collective“ trotzdem recht gut und sowohl spiel- als auch produktionstechnisch bewegt sich die Truppe auf angenehm hohem Niveau. Wer genau hinhört, kann zwischen vielen an die Instrumentalparts von DREAM THEATER erinnernden Melodie-Läufen das ein oder andere echte Schmankerl entdecken, das der Band Individualität verleiht und sie zu etwas besonderem werden lässt. Mir persönlich gefallen die Jungs immer dann am besten, wenn sie es mal etwas heftiger krachen lassen, wie in „Gallows“ oder dem mit einem herrlich schrägen Verzerr-Effekt herumspielenden „Alpenglow“. Der ganz große Wurf ist SCALE THE SUMMIT mit „The Collective“ aber noch nicht geglückt.
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