Scald - Ancient Doom Metal

Review

Gute Neuigkeiten aus Russland sind dieser Tage eher rar gesät. Umso mehr darf sich also die Epic-Doom-Gemeinde darüber freuen, dass sich SCALD schlappe 27 Jahre nach „Will Of The Gods Is A Great Power“ mit einem neuen Album zurückmelden. Über das kultige Debüt, die Hintergründe der Entstehung und das jähe Karriereende mit dem tragischen Tod von Ausnahmefrontmann Agyl hat Kollege Otterbeck ja bereits alles in seiner Blast-From-The-Past-Review gesagt. Hier wollen wir nun ergründen, ob SCALD mit „Ancient Doom Metal“ an ihren Underground-Klassiker anknüpfen können.

SCALD halten, was der Titel verspricht

Der Titel des Albums ist jedenfalls schonmal so einfach wie treffend gewählt und vermeidet zudem das etwas holprige Englisch des Erstlings. Nach wie vor zelebrieren die Russen einen majestätischen Sound in der Schnittmenge aus CANDLEMASS und Viking-Ära-BATHORY, sprich: „Ancient Doom Metal“ steht drauf, „Ancient Doom Metal“ ist drin. Für den Sängerposten haben sich SCALD Felipe Plaza Kutzbach ins Drachenboot geholt, der u. a. auch bei den beiden chilenischen Epic-Doom-Bands CAPILLA ARDIENTE und PROCESSION hinterm Mikro steht.

Die nötige Vita bringt er also mit und auch wenn er die großen Fußstapfen von Agyl nicht ganz ausfüllen kann, so entpuppt er sich im Laufe der Platte doch als würdiger Nachfolger. Denn stimmlich bewegt er sich zwar in der Nähe seines Vorgängers, er versucht aber nicht, diesen einfach nur zu kopieren und drückt „Ancient Doom Metal“ so seinen eigenen Stempel auf. Musikalisch und inhaltlich bleiben SCALD sich treu. Sie setzen wie schon beim Debüt auf langsame, getragene Epik voll ausladender Riffs, ehrfurchtgebietender Gänsehaut-Leads und heroischer Schlachtengesänge mit sehr dezenter Keyboarduntermalung, während man sich inhaltlich in der nordischen und slawischen Mythologie herumtreibt.

Diesen Stiefel ziehen SCALD von Anfang bis Ende durch, wobei das konsequente Verharren in schleppender Geschwindigkeit ja leicht mal zu ein paar Längen führen kann. Das ist bei „Ancient Doom Metal“ aber zum Glück gar nicht der Fall, was für die kompositorische Klasse der Russen spricht, die auch nach fast drei Dekaden Pause nicht eingerostet zu sein scheint. Die erhabene Grundstimmung wird durchgängig aufrechterhalten und besonders bei „Young Gods Resurrected“, „ALU (My Protection)“ und „The Liberating Spells Of Fire“ schütteln sich die beiden Gitarristen Karry und Harald einige mitreißende Melodien aus dem Ärmel. Langeweile kommt zu keiner Zeit auf.

„Ancient Doom Metal“ ist ein würdiger Nachfolger zum Kultklassiker

Zugegeben, die eigentümliche und leicht verschrobene Magie von „Will Of The Gods Is A Great Power“ können SCALD hier nicht ganz rekonstruieren. „Ancient Doom Metal“ setzt nämlich auf eine zeitgemäßere, wenn auch keineswegs sterile Produktion und klingt dadurch professioneller, aber auch etwas glatter als das Debüt. Zudem kommt an die charismatische, vor Leidenschaft nur so strotzende Darbietung von Agyl eben nur wenig ran.

Nichtsdestotrotz, der Versuch, nach so langer Zeit an ihren Meilenstein anzuknüpfen, hätte für die Band auch krachend in die Hose gehen können. Stattdessen bestätigt sich der vielversprechende Eindruck der 2021er EP „There Flies Our Wail!“ nun auch auf Albumlänge und SCALD zeigen, dass sie es noch draufhaben. „Ancient Doom Metal“ kann man jedenfalls problemlos zu den bisher stärksten Genre-Veröffentlichungen des Jahres zählen und in der Form dürfen die Russen gerne nachlegen. Wenn möglich innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre.

22.07.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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