Kaum eine Band ist so beständig, wie das NWoBHM-Urgestein SAXON. Seit ihrem ersten selbstbetitelten Album von 1979 haben sie kontinuierlich gutklassige Werke veröffentlicht, von denen viele Metal-Klassiker wurden. Großartige Auszeiten nahmen sich die Briten nicht. Mehr als drei Jahre vergingen zwischen den Releases nie, was auch von einer bandinternen Konsequenz zeugt. Zwischen dem jüngsten Werk „Into The Labyrinth“ und dem neuen Album „Call To Arms“ liegen diesmal nur wieder etwas mehr als zwei Jahre. So etwas wie kreative Blockaden oder Burn-Out-Phasen kann man SAXON wirklich nicht vorwerfen.
Aber wie sieht es mit der musikalischen Qualität der Briten anno 2011 aus? Auch diese ist wieder als gut zu bezeichnen, ungefähr auf einer Stufe mit dem Vorgänger oder sogar einen Ticken besser. So All-Time-Klassiker wie „Strong Arm Of The Law“ oder „Unleash The Beast“ zaubert eben niemand ständig aus dem Ärmel, schon gar nicht während eines 34-jährigen Bandbestehens, doch es ist schon eine Leistung, immer zumindest ein anständiges Niveau zu halten.
SAXON gestalten „Call To Arms“ wieder sehr abwechslungsreich. Von Stücken mit emotionalem Flair, über typische Mitsing-Hymnen, wuchtige Mid-Tempo-Stampfer bis zu richtig druckvollen Power-Nummern ist alles vorhanden. Mangelndes Ideenreichtum kann man den Briten nicht vorwerfen.
Und auch, wenn „Call To Arms“ keinen absoluten Top-Hit offenbart, spielt sich das Songwriting durchweg auf einem guten Level ab. Das kräftig und geradlinig rockende „Hammer Of The Gods“, das getragene, nostalgisch angehauchte „Back In 79“, das melodische „Mists Of Avalon“, der Energiekracher „Afterburner“, der variantenreiche Stampfer „When Doomsday Comes (Hybrid Theory)“ sowie die intensive, orchestrale Version des Titeltracks zum Abschluss sind dabei meine Anspieltipps, die zugleich die Vielfalt des Sounds aufzeigen.
Technisch ist alles im grünen Bereich. Biffs Gesang ist so charakteristisch wie eh und jeh und drückt SAXONs Songs noch immer ihren unvergleichlichen Stempel auf.
Zum Teil ist „Call To Arms“ ein Verneigen vor den früheren Zeiten der Band. Es werden Trademarks aus verschiedenen SAXON-Epochen aufgearbeitet und in die Stücke integriert. Das bringt nicht nur diese teilweise nostalgische Note mit ein, sondern forciert zusätzlich den Abwechslungsreichtum des Werkes.
Weiterhin fällt auf, dass – im Gegensatz zu manchem älteren SAXON-Album – „Call To Arms“ mit meheren Durchläufen erst seine gesamten Feinheiten ausspielt. Dies sorgt auch für eine allgemein längere Halbwertzeit dieser Scheibe.
So erhöht sich die Punktzahl, die ich nach dem ersten Durchgang aus dem Stehgreif ausgepackt hätte, zuletzt doch noch um einen. Und für alle Leute, die mit SAXON und/oder traditionellem Heavy Metal etwas anfangen können, gibt es eine Kaufempfehlung für „Call To Arms“.
Keine Top-Hits? „Ein Verneigen vor den frühreren Zeiten der Band“? 8 Punkte? Das alles klingt wie lauwarm aufgewärmter Schmonz, den SAXON zu ihren Anfängen deutlich besser rübergebracht haben. Biff und seine Herren kommen deutlich in die Jahre.