Savatage - Dead Winter Dead

Review

 

Mit ein klein wenig Boshaftigkeit könnte man “Dead Winter Dead” beinahe als das erste TRANS SIBERIAN ORCHESTRA-Album bezeichnen. Kein Werk der mittlerweile legendären SAVATAGE ist balladenlastiger, keines ist weniger Metal, und keines ist so offensichtlich als gewollter Nachfolger einer klassichen Sinfonie komponiert – dieses Konzept hat TSO zu kommerziellem Ruhm in den heimischen USA verholfen, eine Tatsache, die SAVATAGE-Fans bis heute nur mit einem schweren Seufzen akzeptieren können, denn Jon Oliva will aufgrund dieses Erfolges schon lange nichts mehr von der Band wissen, der er seinen ursprünglichen Erfolg zu verdanken hat.

 

Wie auch immer: Musikalisch ist “Dead Winter Dead”, das eine unfassbare kitschige Geschichte von einem jungen Liebespaar im Bosnien-Krieg erzählt, gar nicht mal so verkehrt. Für Zak Stevens war es das dritte Album für SAVATAGE, und über weite Strecken wird deutlich, dass seine Stimme tatsächlich am ehesten für gefühlvolle Schmachtfetzen gemacht ist. Jon Oliva hilft zumindest bei zwei Songs an den Leadvocals aus (“I Am” und “Doesn’t Matter Anyway), die mit Abstand härtesten und metallischsten Songs des Albums. Ansonsten herrscht wie bereits erwähnt eher der Balladenteufel vor, begleitet von Paul O’Neills jederzeit präsenten Sinfonie-Koller, Mozart und Beethoven in trauter Eintracht, ganz so, als wolle man ein Rock-Musical kreieren und dürfte dabei das High Society-Publikum nicht zu sehr erschrecken. Immerhin: Der damals neu ins Boot gekommene Gitarrist Al Pitrelli liefert sich mit seinem Kollegen Chris Caffery hübsche Duelle, die Soli sind gefühlvoll und teilweise blues-beeinflusst, und für sich genommen sind SAVATAGE-Balladen natürlich über jeden Zweifel erhaben. “This Isn’t What We Meant” und das epische “One Child” mit seinen typischen Kanon-Gesängen gegen Ende sind dabei vielleicht die Highlights.

 

Bounstracks der Neuauflage sind zwei von Jon Oliva neu eingesungene Akustik-Versionen der Songs “Miles Away/Follow Me” (als Medley) und “When The Crowds Are Gone”. Beides ganz nett, beides verzichtbar, alle Orginale besser.

 

Als Einstiegsalbum ist “Dead Winter Dead” eher ungeeignet, da es die wirkliche Klasse dieser Ausnahmeband nur sehr bedingt einfangen kann. Ansonsten macht man nichts verkehrt, wenn man sich das Werk mal zu Gemüte führt, besonders wenn man Rock/Klassik-Kolloborationen wohl gesonnen ist. Das Konzept einer wirklichen Metal(!)-Oper ging aber erst beim Nachfolger “The Wake Of Magellan” wieder wirklich auf.

 

Alles in Allem ist “Dead Winter Dead” also ein gutes Album, aber weiß Gott kein Highlight in der Band-Discographie.

 

02.08.2011
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