Wenn eine Band ohne eine echte Veröffentlichung auf einem Festival spielt, dann sind das schon besondere Vorschusslorbeeren. SAVAGED aus Barcelona spielten im Sommer 2023 auf dem Headbangers Open Air, ohne dass das junge Quartett einen Longplayer veröffentlicht hatte. Vielmehr als drei Songs waren zu dem Zeitpunkt nicht bekannt. Das der 2021 gegründeten Band die Erfahrung fehlt, das war auf der Bühne zu hören und zu sehen. Genauso aber auch der Enthusiasmus für die metallische Sache. Circa sechs Monate später liefern SAVAGED ihr Debütalbum mit Namen „Night Stealer“. Es stellt sich die Frage, ob das Album ähnlich ungestüm daherkommt, wie der Auftritt auf dem Festival.
SAVAGED liefern den ersten Longplayer nach dem Auftritt auf dem Headbangers Open Air
Mit dem griechischen Label No Remorse Records hat die spanische Band einen passenden Partner an der Seite und befindet sich im gleichen Rooster wie zum Beispiel die Kanadier RIOT CITY oder TRAVELER. Bei dem Genuss der ersten Töne von „I Will Fight“ lassen sich mehr als nur Parallelen erkennen. Wie auf dem Festival, so wirken SAVAGED auch auf der Scheibe unbekümmert. Hauptsache Dampf auf dem Kessel und geradeaus, auch wenn der Saitenarbeit alles andere als filigran rüberkommt. Die hohen Vocals schaffen die Prallelen zu den kanadischen Vorbildern, die Melodieführung erinnert eher an schwedische Kapellen wie ENFORCER oder AMBUSH.
Klischees und Phrasen gehören auf ein Heavy-Metal-Album. SAVAGED greifen gleich zu „Tons Of Leather“ und lassen „Knights Of Metal” folgen. Beide Nummern haben eine Spielzeit von mehr als fünf Minuten, sodass hier nicht nur schnell die Gitarren geschrubbt werden. Ähnlich wie bei „I Will Fight“ überzeugt „Tons Of Leather“ von der Songstruktur, der Refrain ist nah an einer Heavy-Metal-Hymne und wird mehrstimmig dargeboten. Die metallischen Ritter galoppieren zunächst im NWoBHM-Style durch die Welt, der Speed-Metal-Part mit dem mehrstimmigen Refrain zeigt erneut die Unbekümmertheit der Truppe. Mit etwas mehr Erfahrung wäre aus „Knights Of Metal” weit mehr herauszuholen, obwohl die Nummer als ungestümer Heavy/Speed-Metal-Mix auch Charme versprüht und alles andere als schlecht ist. Ins Ohr gehende metallische Tracks können SAVAGED.
„Welcome To …“ und “Elm Street” bauen aufeinander auf. „Welcome To …“ ist das Intro, „Elm Street“ ein eingängiger Track, wo mit reichlich A und O, Hu und Ha etwas über das Ziel hinausgeschossen wird. „Money Sucks” und “Stealing The Night” reihen sich in die Phalanx der eingängigen Nummern ein, wo nicht jeder Handgriff sitzt, und auf die finale Perfektion verzichtet wird. Der Schlusspunkt ist die Single „Running For Your Love (Tonight)”. Das sich SAVAGED ausgerechnet für einen eher in Richtung Speed Metal tendierenden Track als Single entschieden haben, ist eventuell ein Fingerzeig für die Zukunft.
„Night Stealer“ transportiert den Charme einer jungen Band der 80er Jahre
Was soll dieser Satz bedeuten? Früher war es nicht ganz so einfach eine LP zu produzieren und zu vermarkten. Gefühlt waren SAVAGED irgendwo in einem abgewrackten Studio, wo das Quartett mit abgerockten Instrumenten die Scheibe eingetrümmert hat. Der Begriff „old school“ wäre für das, was SAVAGED liefern, zu abgedroschen. „Night Stealer“ atmet den 80er Jahre Spirit. SAVAGED wenden sich mit ihrem Debüt an den Underground-Metal-Fan, der sich an nicht ganz ausgegorenen Instrumenten erfreut und vor allem mitreißende Kompositionen hören will. Das Songwriting auf „Night Stealer“ überzeugt und ist das große Plus von SAVAGED für die Zukunft. Mit den Erfahrungen aus den ersten Shows und der Produktion des Debütalbums gehören SAVAGED zu den vielversprechenden Newcomern des traditionellen Stahls.
Endlich ist das Teil auf Amazon Music unlimited verfügbar, hab da jeden Tag nach gesucht:)
Gefällt mir sehr gut, megaguter Sänger und klingt echt wie in den 80ern –
macht richtig gute Laune, danke für den Tipp hier – auf die Truppe wäre ich sonst nicht gestoßen!