Savage Circus - Dreamland Manor

Review

Preisfrage: Wie klingt eine Platte, die unter folgendem Hintergrund entstanden ist?
Thomen Stauch steigt als Schlagzeuger bei BLIND GUARDIAN aus, weil seine Songideen nicht mehr ins aktuelle Konzept der Band passen, sondern zu deren Frühphase tendieren. Er schart daraufhin Musiker wie Piet Sielck (IRON SAVIOR), Jens Karlsson und Emil Norberg (beide PERSUADER) um sich und nimmt mit „Dreamland Manor“ das Debüt seiner neuen Band SAVAGE CIRVCUS auf.
Die von 99,9% bestimmt richtig gegebene Antwort lautet: Diese Scheibe hätte in der Diskographie von BLIND GUARDIAN einen Ehrenplatz zwischen „Follow The Blind“ und „Tales From The Twilight World“ sicher. Das Riffing, das Drumming (ist ja auch kein Wunder!), die Songaufbauten, die transportierten Stimmungen, die Spannungsbögen, die Dynamik, die Melodien, die dramatischen Chöre, einfach alles auf dieser Platte dürfte Fans des ersten Karriereabschnittes der Tolkien-Junkies die Tränen in die Augen treiben. Vor allem liegt das jedoch an der Stimme von Jens Karlsson, der exakt genauso klingt wie Hansi Kürschs kleiner Bruder. Wenn man nicht auf das Cover und den dort groß prangenden SAVAGE CIRCUS-Schriftzug schauen würde, man hätte bei geschlossenen Augen den Eindruck, als hätten sich BLIND GUARDIAN nach dem komplexen „A Night At The Opera“ wieder zurück zu ihren Wurzeln bewegt und ein bärenstarkes, neues Album eingespielt, auf das viele Fans lange gewartet haben (einen latenten IRON SAVIOR-Touch dank Herrn Sielck nicht zu vergessen!).
Und man kann Thomen nicht mal den Vorwurf machen, er würde stupide etwas kopieren oder auf einen Zug aufspringen. Er hat diesen Power Metal-Stil quasi von den Kinderschuhen an mitgeprägt, und seine Liebe zu ihm war im Endeffekt der Grund für die Entstehung dieser Band.
Einzige Schwachpunkte von „Dreamland Manor“ sind die fehlende Abwechslung innerhalb der Songs und die klebrig-kitschige Ballade „Beyond Reality“, bei der alles etwas zu dick aufgetragen wurde. Mit superben, kraftvollen, speedigen, am besten bei voller Lautstärke zu genießenden Hits vom Schlage „Evil Eyes“ oder „Born Again By The Night“ stört man sich jedoch nur kurz an diesem Schmachtausrutscher und dem ab und an durchschimmernden Schema F.
Fans der alten BLIND GUARDIAN und allen weiteren pflichtbewußten Power Metallern kann also nur eines empfohlen werden: Kaufen!

18.09.2005
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