Satyricon - The Age Of Nero

Review

Galerie mit 20 Bildern: Satyricon - Tons Of Rock 2019

Ein Adler breitet seine mächtigen Schwingen aus, derweil am Horizont dunkle Wolken aufziehen und ein schwarzes Zeitalter einläuten. The age of blackness has come, „The Age Of Nero“. Was SATYRICON auf dem Cover ihres neuen Albums evozieren und im Albumtitel aufgreifen, deutete sich bereits auf der im Frühsommer veröffentlichten EP „My Skin Is Cold“ an, auf dessen Coverabbildung sich schwarze Krähen am Himmel sammelten, um als Unheilbringer vom nahenden Untergang zu künden.

So stimmig und dramatisch die Bildsprache auch ist: Böse Zungen meinen, dass sich die Herren Satyr und Frost schon seit einiger Zeit mit ihrer Musik weit weniger dramatisch zeigen; dass die Musik kaum noch weh tut, ohne Ecken und Kanten auskommt und verdächtig stark im Viervierteltakt verortet ist. Darf aber Musik generell und die von SATYRICON im Speziellen auf solche vordergründigen Merkmale heruntergerechnet werden? Denn: „Now, Diabolical“ war eine Entledigung aller störender Details, bis, wie Thomas in der Review zum Vorgängeralbum pointiert formuliert, „schließlich nur ein einziger nackter, pechschwarzer Kern übrig geblieben ist“. Ein Kern „von perfekter Reinheit, nicht weiter reduzierbar, aber voll gefährlicher Energie“. Kann das Nachfolgewerk unter diesen Voraussetzungen einerseits einen eigenen Charakter entwickeln und andererseits noch einmal solch eine Wirkung entfalten?

Nun, „The Age Of Nero“ ist die konsequente Fortführung von „Now, Diabolical“, keineswegs aber eine Entfernung von seinem musikalischen Ansatz. Beginnen wir beim Opener „Commando“, das vom Klang mehrerer Peitschenhieben eingeleitet, dann durch einen stampfenden Rhythmus über Frosts hyperschnellem Geblaste fortgetragen wird. Die Akkordfolge ist zunächst träge, wird schließlich aber abgelöst durch offene Akkorde, die Erinnerungen an die letzten Werke von SATYRICON weckt – ein gelungener Einstieg. Das folgende, im gemächlichen Tempo treibende „The Wolfpack“ wird im Grunde von zwei Gitarrenriffs zusammengehalten und ist dadurch äußerst eingängig. „Black Crow On A Tombstone“ hingegen prescht flott davon und ist nicht nur vielseitiger, sondern insgesamt der beste Song auf „The Age Of Nero“. Das anschließende „Die By My Hand“ startet im Überschallbereich, während zwischendurch das Tempo gedrosselt wird und die Gitarren durch dezente Männerchöre ergänzt werden. Dabei haben die Chöre aber keine tragende Rolle und greifen im Wesentlichen die Harmonien des Gitarrenriffs auf.

Danach läutet mit „My Skin Is Cold“ ein Track die zweite Hälfte des Albums ein, der bereits in anderer Version auf der gleichnamigen EP erschienen war. Etwas vorhersehbar vielleicht und einem Song wie „The Pentagram Burns“ nicht ganz unähnlich, aber dafür mit feinen Harmonien und Akkordfolgen. „The Sign Of The Trident“ evoziert durch ein offenes Riff noch einmal so etwas wie Magie, bevor im Chorus merkwürdige Brummgeräusche einsetzen. Auf solche Soundspielereien wird in „Last Man Standing“ zum Glück verzichtet und statt dessen auch mal eine flottere Passage eingestreut. Doch der Elan ist beim finalen Track „Den Siste“ dahin: Zwar werden die schweren Gitarrenläufe durch Blechbläser ergänzt, doch bleibt die ganz große Wirkung aus.

Eine weitere Reduzierung des Soundgerüsts, des Kerns, eine weitere Freilegung der Essenz haben Satyr und Frost diesmal nicht vorgenommen. Das kann auch kein Vorwurf sein, denn „The Age Of Nero“ klingt zu einhundert Prozent nach SATYRICON und die Scheibe hat einen eigenen Charakter. Allerdings versprüht das Album auch keine pechschwarze Bösartigkeit, denn dafür ist der Sound viel zu organisch und nett. Der größte Vorwurf, den man „The Age Of Nero“ indes machen kann, ist der, dass bei allem starken Zusammenhalt der einzelnen Songs untereinander, die Spannung in der zweiten Albumhälfte etwas nachlässt. Die Magie, die phasenweise aufkommt, verebbt wieder und die bedrohliche Nähe, die bisweilen spürbar ist, verflüchtigt sich zum Ende. Bei aller Reduzierung auf das Wesentliche – was auf einem Album wie „Now, Diabolical“ perfekt funktioniert hat, zündet auf „The Age Of Nero“ nicht mehr über die gesamte Länge.

06.11.2008

- Dreaming in Red -

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37293 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Satyricon auf Tour

04.04.25Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristGasometer, Wien
05.04.25Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristZenith, München
06.04.25Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristColumbiahalle, Berlin
Alle Konzerte von Satyricon anzeigen »

13 Kommentare zu Satyricon - The Age Of Nero

  1. Anonymous sagt:

    Sound: Prima. Technische Fähigkeiten: Ebenfalls prima. Layout usw.: sehr schön, stilsicher, glatt zum an die Wand hängen. Musik: Für mich leider enttäuschend. "Comando" ist eben vorbei – was habe ich gehört? Was blieb hängen? Nicht viel… Mein Hörgenuß zeigt sich halt ebenfalls deutlich reduziert und ich ziehe mich traurig in die Tiefen meines Sofa zurück und drücke die Fernbedienung meiner Anlage, um mich erneut zu überzeugen, das dies wirklich die selbe Band ist, die die grandiose "Nemesis Divina" veröffentlicht hat. "Mother North, together we walk, together we stand…"

    6/10
  2. Anonymous sagt:

    Kann dem Review voll und ganz zustimmen, im Grunde haben wir es hier mit einem "Now, Diabolical II" zu tun. Typische Satyricon Qualitäten werden aufgezeigt, Songs wie "Black Crown on a Thombstone" oder "The Wolfpack" sind echt klasse, doch ich bezweifle ernsthaft, dass sie noch ein Album dieser puren und reinen Black Metal Variante aufnehmen sollten/können! Mich würde mal wieder ein Album alla "Nemesis Divina" sehr reizen! Dennoch knappe 8/10 Punkten

    8/10
  3. blackchest sagt:

    Satyr hat nicht nur Haare gelassen, sondern auch ein Stück der tiefen Boshaftigkeit eingebüßt. Insofern stimme ich dem Review zu. Allerdings sind die Songs eindringlich genug, um die Dunkelheit hereinbrechen zu lassen, zu erschauern und dem, was da noch auf uns wartet, entgegenzublicken. "The Age Of Nero" ist ein mehr als solides Album, das mir ausgesprochen gut gefällt, und das ich als Übergang zu erneuter Boshaftigkeit sehe, wenn sich Satyr auf dem eingeschlagenen Wege anfängt zu langweilen.

    7/10
  4. Anonymous sagt:

    Erstmal großes Lob an den Review-Schreiber. Exzellente Rezension, wie sich das gehört. Ich habe dein Eindruck, dass Satyricon hier ein schlechteres "Now, Diabolical" veröffentlicht haben – es gibt nicht wirklich eine Wandlung im gewohnten Sound. Wolfpack und Black Crow on a Tombstone sind spizte, "My Skin is cold" entwickelt sein Potential auch allmählich. Der Rest so lala. 7/10 für diesen Black ’n Roll mit gelegentlichen Ausbruch aus dem groovenden Midtempo-Drumming.

    7/10
  5. Anonymous sagt:

    Guter (angebrachter) Sound, gute Vocals und Gitarrenarbeit von Satyr, dynamisches und abwechslungsreiches Drumming von Frost und gewohnt kalte Satyricon-Atmosphäre. Als Fazit bleibt zu sagen, dass Satyricon mit "The Age of Necro" ein wirklich gutes Album gelungen ist, das mir besser als "Now, Diabolical" gefällt. Leider fehlt jedoch ein Übersong wie K.I.N.G. Auch "Commando" reicht da nicht ran.

    8/10
  6. gloriorbelli sagt:

    The Age of Nero meinte ich natürlich^^

    8/10
  7. Anonymous sagt:

    konsequente fortsetzung des vorgängers… pechschwarz düster und zäh… hammer produktion… gefällt mir sehr! Würdiger Nachfolger des Überalbums "Now Diabolical"

    9/10
  8. Anonymous sagt:

    Ohne die Vorgänger zu kennen: Geile Scheibe! Druckvolle Produktion und Songs wie "The Wulfpack" grooven wie die Sau!

    9/10
  9. con sagt:

    Satyr sieht auf Presse-Fotos mittlerweile aus wie ein Andrew Eldritch nach einer Botox-Behandlung. Und auch wenn das neue Album ein weiterer Schritt ist auf dem Weg, eine direkte Verbindung zwischen Black Metal und dem Erbe AC/DCs einzurichten, muss man einfach zugeben, dass SATYRICON sogar aus der Verbindung von Black Metal und dem Erbe von Christina Aguilera noch eine akzeptable Dämonenbeschwörung herausfiltern könnten.

    7/10
  10. Anonymous sagt:

    Leutz diese Scheibe hat Atmosphäre!!! Der Gesang von Satyr und das drumming von Frost ist einfach nur Weltklasse. Das Vorgänger Album Now Diabolical hat zwar mit " Now Diabolical " Und K.I.N.G die besseren Einzelsongs aber insgesamt ist für mich The Age of Nero das bessere Album. Kann gar nicht genug davon bekommen- Here Comes the meesenger… black crow on a Thombstone!!!!

    9/10
  11. Anonymous sagt:

    ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen – ich finde das Album großartig und besser als die Vorgänger, die diesen Stil einläuteten! Es wird kein "Nemesis Divina" mehr geben, soviel sollte klar sein. Was ich beachtenswert finde, ist dass die Jungs hier einen völlig eigenen Stil abliefern und wenn sie irgendwo klauen, dann vielleicht bei Celtic Frost, denn so würden die Jungs heute vielleicht klingen, hätte es da nicht den Drift in Richtung "Cold Lake" gegeben. Was Boshaftigkeit angeht, finde ich, das Album hat mehr als genug davon. Was Handwerk und Produktion angeht, ist das Teil über jeden Zweifel erhaben. Auch Atmosphäre ist vorhanden und die wird sehr, sehr eigenständig erzeugt. Obwohl ich die alten Satyricon sehr schätze, sind mir die neuen lieber. Für Alben wie "Nemesis Divina" sind inzwischen andere Bands zuständig und solch ein Album anstelle von "Age Of Nero" wie es ist, wäre unglaubwürdig gewesen. Daumen hoch für ein klasse Album!

    9/10
  12. Anonymous sagt:

    P.S.: wenn "The Wolfpack", "Die By My hand" oder "My Skin Is Cold" keine Übersongs sind, was dann? 😉

    9/10
  13. carduff sagt:

    Dieses Album ist weitaus mehr Black Metal, als ich erwartet hatte. Ziemlich back to the roots, wie der Angelsachse sagt. Weniger billige Melodien, wieder mehr brennende Kirchen. Die Stimme ist trotzdem nicht so heiß, eher: scheiße. Der Botox-Eldritch-Vergleich weiter oben sitzt.

    4/10