Satyricon - Now, Diabolical

Review

Galerie mit 20 Bildern: Satyricon - Tons Of Rock 2019

„Now, Diabolical“ ist ein sehr seltsamer Titel für ein Album. Doch er spiegelt genau das wider, was sich hinter ihm verbirgt. Auf ihrem sechsten Album verfolgen Satyr und Frost ihre Vision des Black Metal mit unfassbarer Konsequenz weiter. Was mit dem für viele nicht nachvollziehbaren Bruch durch „Rebel Extravaganza“ begann und auf „Volcano“ fortgesetzt wurde, erreicht mit „Now, Diabolical“ nunmehr seinen Höhe- und aller Wahrscheinlichkeit nach auch seinen Wendepunkt. Das Album setzt die Reduktion der musikalischen Variation derart stringent fort, dass ein weiterer Schritt in dieser Richtung für mein Empfinden schlicht nicht mehr machbar ist. Satyr hat das bereits extrem simpel gehaltene „Volcano“ auf einen Sockel gestellt und es mit gewaltigen, aber präzisen Hammerschlägen aller verzierender Details entledigt, bis schließlich nur ein einziger nackter, pechschwarzer Kern übrig geblieben ist, der keine weitere Reduktion zulässt. Die Essenz, die bereits in „Volcano“ steckte, liegt nun in reinster Form frei. „Now, Diabolical“ ist ein musikalisches Atom – die kleinste mögliche Einheit, von perfekter Reinheit, nicht weiter reduzierbar, aber voll gefährlicher Energie.
„Volcano“ war bereits sehr schlicht gehalten und von offener Bösartigkeit. „Now, Diabolical“ ist noch viel extremer. „Now, Diabolical“ ist minimalistischer, bösartiger, schwärzer und monotoner.
Dieser monolithische Eindruck zieht sich durch jedes der Stücke, deren Variation sich lediglich in Details vollzieht. Geschwindigkeitswechsel sucht man mit der Lupe. Die Kompositionen legen viel Wert auf das Spiel mit unterschiedlichen Rhythmen und das beharrliche Wiederholen einzelner, extrem ausdrucksstarker Riffs, die ihr Erleben besonders in hypnotischen Songs wie „The Pentagram Burns“, „To The Mountains“ oder dem passend betitelten „Delirium“ bis zur Trance steigern. Schmückendes Beiwerk gibt es bis auf den Einsatz dramatisierender Fanfaren in „The Pentagram Burns“ und „The Rite Of Our Cross“ ebenso wenig wie Blast Beats oder Soli. Das ist aber auch überhaupt nicht notwendig, denn aus dieser ungeheuren Simplizität schöpft das Album unbändige Kraft. „Now, Diabolical“ ist zelebrierter Minimalismus, gelebte Finsternis, perfektionierte Monotonie.
Was vom Black Metal übrig bleibt, wenn man Spikes und Corpsepaint abzieht, dürfte in den meisten Fällen nicht mehr viel sein. Spätestens mit „Now, Diabolical“ haben SATYRICON jedoch genau das getan und beschwören seinen innersten Kern, der vollkommen ohne prätentiöse Maske auskommt. Der eigene Verzicht auf großartige optische Inszenierung spiegelt sich in der ungeteilten Konzentration auf die Musik wider. Die Musiker haben nicht nur ihre Schminke abgewaschen, sondern auch die Musik von jeglichem Make-Up befreit. SATYRICON verkaufen keine Hülle und kein hohles Image, sondern legen das Herz frei, das ohne kaschierende Effekthascherei sein ganzes Wesen entfaltet.
Ich bin mir sicher, dass Viele diesem unmittelbaren, ungeschönten Wesen nicht gewachsen sein werden, das es in dieser Reinheit lange nicht mehr gegeben hat. Denn „Now, Diabolical“ ist eines der feindlichsten Tondokumente, die es gibt.

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11.04.2006

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7 Kommentare zu Satyricon - Now, Diabolical

  1. Anonymous sagt:

    Die Scheibe ist böse, beschwörend, eindringlich. Unglaublich gut (10 Punkte) Song 2 und drei, \"K.I.N.G\" und \"Pentagram burns\", der letztere wartet mit einem Refrain/Riff auf, wie er im Metal wirklich selten geworden ist, einprägsam und nach hundertmal Hören trotzdem noch gut. \"Pentagram burns\" wimmelt zudem von plakativen Textzeilen/Wörtern wie \"Fight my friend, Tyrants fall\", \"Clock strikes the hour\", \"forgotten\", \"Shadows dance\" u.ä., es sieht so aus, als hätten Satyricon mit diesem Track die Quintessenz dessen, was mit dieser Form von Musik überhaupt möglich ist, vorgelegt. Anja Garbarek singt diesmal nicht, dafür versucht sich Satyr an schrägen Vocals im \"Black Lava\"-Nachfolger \"The mountains\", gelingt auch gut. 8 bis 9 Punkte, im Zweifel für den Angeklagten, also 9.

    9/10
  2. sascha sagt:

    Nennt mir ein Riff, das nicht rockt und nicht einprägsam ist!
    Dann könnt ihr ein paar punkte abziehen, alle anderen, die Volcano und Rebel Extravaganza toll fanden, werden dieses Album sowieso lieben!

    Volle Punktzahl

    10/10
  3. nischel sagt:

    Also ich musste erstmal meine Ohren auf Satyricon einstellen. Bisher gabs mir Soilwork kost. Nach einiger zeit und mehrmaligen hören der Scheibe ist der funke übergesprungen. Meiner Meinung nach ein sehr gelungenes Werk ohne firlefanz. Direkt und stark. Einfach spitze! Auf jedenfall einen Kauf wert.

    9/10
  4. Anonymous sagt:

    Unglaublich!!!
    Nach einigen Durchgängen offenbart sich ein geniales Meisterwerk dunkler Tonkunst, welches an Hass und Bösartigkeit schwer zu überbieten ist. Hätte nie gedacht, dass eine Midtempo – Black Metal Scheibe so viel Spaß machen könnte, doch ich habe mich geirrt. Satyricon beweißen, dass sie stets ihren eigenen Weg verfolgen und lassen sich trotz hoher Verkaufszahlen nicht davon abbringen. Besonders hervorzuheben sind die Titel "The Pentagram Burns" sowie das genial "To the Mountains".
    Was dieses Album aus meiner Sicht so besonders macht, ist die Gesangsweise: Kurze Phrasen aus wenigen Wörtern fügen sich perfekt in die Musik ein und erzeugen eine beinahe hypnotische Wirkung. Für alle aufgeschlossenen Black Metal Fans gilt:
    Kaufen !!!!

    10/10
  5. hackfin sagt:

    Erstmal an den Review-Schreiber: die Beschreibung lässt für mich keine wietere Ausführung zu. Das letzte Sahnehäubchen hat die Liveshow letzte Woche der Scheibe verpasst. Wenn man bisher aus der Vielzahl an BM Veröffentlichungen noch nicht den Kern erkennen konnte, er wird hier, wie bereits im Review gesagt, in reinster Form geboten. Das ist schwarz, das ist genial, das ist Black Metal. Zusammen mit der aktuellen Veröffentlichung von Celtiv Frost, das beste was schwarze tiefgehende Musik im Moment zu bieten hat.

    10/10
  6. pyroclasm sagt:

    Dieses Werk ist komplette Macht! Wers nicht mag, gehört auf dem Scheiterhaufen für Pseudo-Metaller verbnrannt! 10 Punkte, wobei das eigentlich zu wenig ist! Hails to Satyr& Frost

    10/10