Saturn - Ascending (Live In Space)

Es scheint mit jedem Tag mindestens eine neue Gruppe zu geben, die auf diesen Retro-Zug aufspringen will, aber es gibt nur wenige Bands, deren Platte man (beispielsweise mit einem DeLorean) in die Siebziger bringen und in die Sammlung eines Musikliebhabers stecken könnte, ohne dass es irgendjemandem auffallen würde. Die Schweden SATURN und ihr Longplayer „Ascending (Live In Space)“ gehören wie selbstverständlich zu eben diesen Perlen, die sowohl damals, als auch heute ihren Zauber entfalten können. Sie beweisen hervorragend, dass Altbekanntes gänzlich neu geschrieben und vielleicht sogar gelebt werden kann, ohne dabei seinen Charme zu verlieren oder aufgesetzt zu wirken.

Während die Töne aus den Boxen kommen, werden zwar Erinnerungen an RAINBOW, MOLLY HATCHET, LED ZEPPELIN oder an stimmlicher Front auch Robert Plant wach, jedoch ist durchgehend ein eigener „Geschmack“ zu vernehmen, und das gesamte Album gestaltet sich abwechslungsreich. Die Blues-Nummer „Over The Influence“ kann trotz mehr als acht Minuten Spielzeit durchgehend bei Laune halten, „Tower Of Terror“ zeigt auch Blues, wenn auch deutlich aggressiver, der klammheimliche Über-Favorit zeigt sich allerdings erst gen Ende des Albums: „Moonstone“ ist so kitschig wie einnehmend und erinnert an ALICE IN CHAINS‘ „Don’t Follow“. Abgesehen davon, dass der Song an Händchenhalten im Sitzkreis neben dem Feuer erinnert, bestätigt er bis zur letzten Sekunde das Fazit: Jede Minute klingt natürlich und authentisch, ohne jedoch bei allen Anleihen abgekupfert zu erscheinen.

„Ascending (Live In Space)“ fühlt sich an, als würde man den Jungs von SATURN mit ein, zwei Dosen Bier bei einer Jam-Session lauschen, im Prinzip fehlt nur das Klatschen und Jubeln zwischen den Songs. Der eine oder andere schiefe Ton mischt sich unter den Sound, aber die Stimmung ist auf ihre Art wildromantisch und nicht so „steril“, wie es heutzutage andernorts zum guten Ton gehört. Es klingt unheimlich erwachsen, aber trotzdem ein wenig trotzig, und im Prinzip ist „Ascending (Live In Space)“, wenn man sich etwas Zeit dafür nimmt, trotz oder gerade wegen dieser Sympathie, genau die Portion psychedelischer Blues, Southern Rock und Rock, die man in diesem Moment hören will.