Ganz ehrlich, bevor ich den Silberling mit dem klingenden Namen „A street between sunrise and sunset“ von Satellite zugeschickt bekommen habe, kannte ich die Band nicht. Mag vielleicht dem ein oder anderen da draußen genauso gehen. Überrascht haben Satellite mich aber nicht nur deshalb. Also, wenden wir uns der Musik zu, die man mit einem Wort beschreiben kann: intelligent. Stilistisch von der Plattenfirma in die (meiner Meinung nach ziemlich unpassende) Progressive Rock-Schublade gesteckt, bedienen sich Satellite nicht zu knapp an verschiedenen Instrumenten und beweisen, dass sie mehr drauf haben, als bloßes Gitarrengeschrabbel. Stellenweise durchaus mit den bekannteren Opeth der heutigen Zeit zu vergleichen, bieten Satellite ausgefeilte Arrangements, jedoch in wesentlich positiverer Form. Sänger Robert Amirian verfügt über eine weiche, fließende Stimme und passt sich wunderbar an die Keyboardmelodien an. Hier fallen einem evtl. einige Parallelen zu den späteren Lake of Tears auf. Wer jetzt denk, hier handelt es sich um Klassik oder sonstiges, liegt jedoch falsch. Trotz der vielen Instrumente und der komplexen Songstrukturen geht der rockige Charakter der Band nicht verloren, wie z.B. die Stücke „No Disgrace“ mit einer zügigeren Gangart und ausgefeilten Gitarrensoli oder „Now“ mit ordentlichem Einsatz von Verzerrern beweist. Dabei werden die verträumten, poetisch verspielten Lyrics, die, kurz zusammengefasst, von der inneren Seelenwelt des Menschen, der nie genug Beachtung geschenkt wird, erzählen, auch musikalisch sehr passend und einfühlsam umgesetzt, was sich dann in einer durchschnittlichen Songlänge von 7:51 Minuten auswirkt. Dieses Merkmal weisen gleich die ersten beiden Stücke auf, das hingebungsvolle „The Evening Wind“ (12:45 Min.) und das sehr kraftvolle „On the run“ (14:51 Min.). Die ganze Platte lang bemerkt man, dass Satellite hier nicht einfach ein Album hingerotzt, sondern es mühe- und liebevoll entwickelt und umgesetzt haben. Und so etwas kann man nun wirklich nicht von jeder Band sagen. Stilistisch bleiben sie dabei nicht nur im Rock-Genre, sondern machen auch hier und da mal unauffällige Abstecher in den Blues- und natürlich auch den Klassik-Bereich. Der dichte, atmosphärische Sound, der niemals aufdringlich oder aggressiv wirkt, macht dieses Album zur idealen Scheibe für dunkle Wintertage, in deren Musik man, laut gehört, versinken kann. Wann anders werden die meisten wohl auch weder Zeit, noch Geduld finden die CD in ihrer Gesamtlänge von über 72 Minuten anzuhören. Beides braucht man für dieses Album aber ziemlich sicher, dafür wird man mit wunderbarer, entspannter Musik belohnt. Es muss aber gesagt werden, dass alle, die mit feiner Musik dieser Art nix anfangen können, wahrscheinlich in den ersten Minuten einschlafen werden. Vor CD-Kauf wäre es also angebracht, das Album anzutesten und dazu wäre kein Song geeigneter als der wirklich geniale Titeltrack „A street between sunrise and sunset“ der das Album zusammengefasst wiedergibt: von dem getragenen Keyboardintro über die kraftvolleren Mittelteile, ausführlichen Gitarrensoli und den fließenden Vocals ist alles dabei, was Satellite ausmachen. Die feinsinnigen Lyrics zeigen hier dabei am besten das Grundthema auf und geben den poetischen Inhalt der Platte wieder: „You are walking slowly down the street / in between the sunrise and the sunset / What a thrill / One Stepp to the other side / One step leaving all behind“!
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