Sarkom - Bestial Supremacy

Review

Der Name der Band bezeichnet einen bösartigen Tumor, das neue Album trägt den Titel „Bestial Supremacy“, die drei Herren aus Norwegen spielen Black Metal – man ist geneigt gewisse Schubladen aufzumachen und ist sich schon ziemlich sicher, wohin die Reise geht. Ganz grob mag man damit bei SARKOM schon richtig liegen, aber eben nur ganz grob.

Die Formation gibt es seit 2003, im Jahr darauf brachten sie ein erstes Demo, welches vier Songs enthielt, unter die geneigte Schwarzheimer-Hörerschaft. Es ging dann Schlag auf Schlag, 2005 wurde ein Deal mit Twilight Vertrieb unterzeichnet, und am Anfang des darauffolgenden Jahres erschien mit „Aggravation Of Mind“ ihr Debutlangspieler. Dieser Erstling ist, wie ich finde, ein ziemlich guter geworden. Black Metal irgendwo zwischen Tradition und Innovation, an großen Vorbildern orientiert und dennoch sehr eigenständig,melodisch, harsch, komplex. Nun erscheint am 14. November ihr zweites Album, und ich war natürlich sehr gespannt, was auf solch ein interessantes Debut denn nun folgen würde.

Der Infotext der Plattenfirma verspricht ein Werk, das roher, primitiver und brutaler ist als der Vorgänger. Aber es ist ja immer so eine Sache mit solchen Ansagen. Was schon mal gut ist, Tom Kvålsvoll (Strype Audio) war auch dieses Mal wieder für das Mastering verantwortlich. Das Cover-Artwork zeigt übereinanderliegende, nackte Körper in kaltem Schwarzweiß, sie wirken wie Leichen, die schon nicht mehr ganz so frisch sind. „..defiled corpse-mounds/Crucified and raped..“ heißt es im Titelstück „Bestial Supremacy“ – das Albumcover liefert das Bild dazu. Nun aber genug um den heißen Brei herumgeredet, kommen wir zur Musik.

Der Anfang, „Inferior Bleeding“. Midtempo, die Rhythmusfraktion erzeugt eine kalte, monotone Soundwand, und darüber sägt die Gitarre wie erbärmliches Wehklagen. So weit, so gut. Unsgaards Gesang – das war ja so ein kleiner Schwachpunkt auf der „Aggravation Of Mind“ – hat sich etwas verbessert, das klingt jetzt meist nach Black Metal, mal keifend, mal etwas tiefer, nicht gerade herausstechend, aber durchaus ordentlich. Dazu kommen, bereits im ersten Song, manchmal Passagen, da klingt er wie ein eingespieltes Sprachsample, mehr Sprechen als Singen, verfremdet. Aber Sample ist ja ein böses Wort, in den Labelinfos steht ausdrücklich, daß keine verwendet wurden, und Spachsamples fallen da vermutlich auch drunter. Zu „Inferior Bleeding“ gibt es übrigens auch ein Video, zum Beispiel hier www.myspace.com/manskowproductions; ist ziemliche Standardkost, ich weiß auch nicht, irgendwie hauen mich umgedrehte brennende Kreuze schon länger nicht mehr vom Hocker.

Nummer zwei, „I Call Your Name“, ist stellenweise etwas schneller, insgesamt schon fast rockig, aber kann durchaus was. Dann, beim Titeltrack, wird auch mal richtig losgeprügelt, die Melodie verschwindet fast vollständig in diesem Lärmdickicht, und über allem Unsgaards Stimme. Es geht auch danach gut weiter, „Infected“ kommt zwar auch schnell, aber insgesamt etwas harmloser daher und bleibt mir am meisten im Ohr hängen mit seiner einfachen, aber sehr einprägsamen Grundmelodie; interessanterweise ist es auf „Aggravation Of Mind“ auch der vierte Track – „The Chosen One“-, der sich als Ohrwurm erweist. „Parallel To A Wall Of Fire“ hat einen interessanten Text, und fängt schwer und depressiv an, die ersten Worte klingen wie ein verlorenes Selbstgespräch, dann wird es schneller um schliesslich wieder in bleierne Düsternis zu münden. Im hinteren Teil des Albums läßt meine Begeisterung etwas nach, besonders „Symbolic Revulsion“, abermals zwar mit sehr spannenden Lyrics, sagt mir dennoch so gar nicht zu. Hier darf Mannevond, der so einigen als Sänger bei KOLDBRANN bekannt sein dürfte, Gastvocals beisteuern; es liegt sicher nicht an ihm, aber besonders der Refrain dieses Stückes ist so gar nicht meins.

Alles in allem ist das Album gut, aber nicht sehr gut geworden. Ich würde „Aggravation Of Mind“ die bessere Note geben, was aber auch daran liegen könnte, daß ich dieses Album schon länger kenne und sozusagen einige Zeit mehr mit ihm gelebt habe. An den grundlegenden musikalischen Vorzeichen hat sich nicht viel geändert, außer daß man etwas glatter zu Werke geht, was aber auch der Produktion geschuldet ist. Roher und primitiver kann ich „Bestial Supremacy“ beim besten Willen nicht finden, außer ich würde einfachere Songstrukturen mit „primitiv“ titulieren. Aber in Sachen Black Metal bedeutet das für mich doch bisschen was anderes. Pluspunkte sind für mich viele gute Songs mit teils interessanten Texten, mit denen es mir nach mehrmaligem Hören recht unterschiedlich ging; manche boten mir immer wieder neue Facetten, andere fingen langsam aber sicher an zu langweilen. Positiv ist außerdem, daß das Album was Instrumentierung, Tempo und Gesang angeht, recht abwechslunsgsreich geraten ist, wobei Unsgaards Standardvocals (und das hat sich leider im Vergleich zum Vorgänger nicht geändert) irgendwann etwas öde zu werden beginnen. Was ich weniger gut finde sind recht gewöhnliche Songstrukturen, und die Tatsache, daß die Instrumente, zum Beispiel gerade die Drums, hier im Vergleich zum Erstling recht normal klingen. Die Texte sind misanthropisch und depressiv wie es sich gehört, und natürlich wird auch good old Satan aus dem Schrank geholt, aber sie sind dennoch stellenweise sehr interessant geraten – an anderer Stelle wiederum beschleicht einen dieses Gefühl, da hätte jemand bewußt versucht, mit Betonung auf Versuch, möglichst hasserfüllt und brutal zu klingen.

Das macht für mich gute sieben Punkte, zeitweise hätte ich sogar zu acht tendiert, allerdings kam bei einigen Songs da der Abnutzungsfaktor dazwischen. Auf jeden Fall sind SARKOM eine Formation, die man sich durchaus antun kann – im kommenden April zum Beispiel auf dem Ragnarök-Festival in Lichtenfels auch mal live.

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27.10.2008

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