Große Männer brauchen große Aufgaben. Sarke ist so ein Mann. Zwar kennt ihn vermutlich kaum jemand, aber das ist das gängige Schicksal von Drummern, wenn sie nicht gerade Lars Ulrich heißen. Sarke jedenfalls ist seit den frühen Neunzigern ein umtriebiger Drummer in Norwegen – Kenner werden wissen, dass er Drummer von TULUS, KHOLD und SENSA ANIMA, zeitweise auch von OLD MAN’S CHILD war. TULUS als alleiniges Betätigungsfeld scheint allerdings nicht auszureichen (kein Wunder, wenn man vierzig Minuten lang einen einfachen 4/4-Takt spielen muss…), und so ist Sarke jetzt auch noch bei SARKE sein eigener Chef. Mit im Boot sitzt DARKTHRONE-Legende Nocturno Culto als Sänger. Und, was das Interessante ist: zusammen mit einigen Sessionmusikern wollen die Jungs offenbar auch live auftreten.
Zunächst aber einmal wollen wir doch mal schauen, ob das Albummaterial überhaupt etwas taugt. „Primitive Killing“ klingt genau wie sein Titel, ein bisschen kitschig, und auch ziemlich traditionell. Im Prinzip handelt es sich um einen neueren DARKTHRONE-Song: punkig, thrashig, rüpelhaft, straight, einfach gehalten, und durch Nocturnos Stimme ein echtes Déjà-vu. Zumindest ist das ein mutiger Einstieg für ein Album, das eigentlich mehr zu bieten hat. Das zeigt sich beim unfassbar coolen Titelsong, der zwar sehr TULUS-ig beginnt, dann aber mit einem Gänsehaut erregenden Refrain inklusive einer bestechend einfachen Keyboardlinie punktet. „The Dragon Priest“ ist im Grunde ein Zwilling des Titelsongs, nur mit dem Unterschied, dass der Refrain hier ein noch größerer Ohrwurm und die Refrain-Keyboards aus Orgel und Chören ein echter Volltreffer sind. Beide Songs tragen aber vom Grundaufbau, der Gitarrenführung und natürlich dem Drumbeat her eindeutig die Züge von TULUS. Das folgende „Frost-Junkie“ hat nicht nur einen schweinegeilen Titel, sondern auch ein sehr eingefrorenes Tempo. Hier zeigt sich erstmals Sarkes Vorliebe für Doom, der durchaus ein wenig an uralte BLACK SABBATH erinnert, mit halbverzerrten Leadgitarren und bleierner Schwere.
Das setzt sich im Verlauf der Platte vor allem mit dem düster klimpernden „Cult Ritual“ fort, bei dem vor meinem geistigen Auge sofort ein von verwittertem Laub begrabener englischer Landfriedhof auftaucht, in dem sich eine schwarz verhüllte Gestalt in den langen Schatten eines Baumes duckt. Wirklich finster. Etwas rockiger wird es dann zunächst mit „Old“, einem insgesamt eher unauffälligen Midtempo-Stampfer mit einem beinahe sakralen Mittelteil. „13 Candles“ ist keine Coverversion von BATHORY, sondern ein zäher, von Klavierklängen getragener Song, der eine fast gothicähnliche Stimmung verbreitet. Das einzige Stück, das als Black Metal durchgeht, ist der urnorwegische 2-Minuten-Rausschmeißer „Dead Universe“, der aber irgendwie halbherzig wirkt.
Dass es notwendig ist, „Vorunah“ kleinschrittig und Track für Track zu besprechen, sagt zweierlei aus: erstens ist jedes Stück für sich bemerkenswert und interessant, aber nicht alle sind gleich gut. Zweitens offenbart sich darin, dass das Album in sich nicht geschlossen wirkt. Vielmehr bekommt man als Hörer den Eindruck, einer bunten Materialsammlung aus 15 Jahren Musiker- und Metalhörer-Karriere aufgesessen zu sein. Das ist nicht zwangsläufig schlecht, allerdings ist die Qualität eben doch schwankend. Drei oder vier wirklich tolle Songs, genauso viele eher durchschnittliche und zwei oder drei Ausfälle ergeben zusammen kein schlüssiges Gesamtwerk. Da hilft auch Nocturnos gewohnt routinierte Leistung und der charmante Analogsound mit ordentlich Pfeffer im Detail nicht – „Vorunah“ hat zwei Gesichter. Eines davon ist mir mindestens 8, das andere höchstens 6 Punkte wert.
Zum Teil kann ich dem review zustimmen, allerdings scheine ich dennoch ein wenig zufriedener zu sein als der Verfasser. Das Album kommt in einer wirklich tollen Old- School Produktion daher, das steht fest. Und es kann mich genauso unterhalten, wie auch etwa das letzte Darkthrone Album (Dark Thrones and Black Flags)… einen wirklichen Totalausfall empfinde ich zwar nicht, aber manchmal ist es tatsächlich vielleicht etwas zäh. Dennoch finde ich eigentlich das jedes Lied irgendwo ein Hit ist nur leider der Abschluss \"Dead Universe\" viel zu kurz ist… und ja, der Refrain in \"Old\" ist wirklich großartig und passt wohl auch ideal in das derzeitige Bild von Nocturno Culto :,,I`m old, I`m dying… Hell can wait… I am always late!!\"
Für mich jetzt schon ein Tipp des Jahres 2009 !