Sarke - Gastwerso

Review

„Gastwerso“ beginnt gemächlich, ganz so, als müssten die Musiker erst noch ihre Instrumente zur Hand nehmen, einstöpseln, ein paar Schläge auf den Trommeln setzen. Nach einer halben Minute sind aber alle Elemente an ihrem Platz, das Tempo wird angezogen, und mit dem Einsetzen von Nocturno Cultos charismatischem Gesang ist klar, dass sich bei SARKE anno 2019 nicht viel zu den vorhergehenden Werken geändert hat. Die Band um Namensgeber und Bassist Sarke (TULUS, KHOLD) und den DARKTHRONE-Haudegen Nocturno Culto steht also nach wie vor für eine knarzende Mischung aus Rock, Black Metal und Thrash Metal. Und der Arschtritt kommt bereits im Opener „Ghost War“ und dem darauffolgenden „Echoes From The Ancient Crucifix“. Coole Sache.

„Gastwerso“ beginnt mit einem Arschtritt (und macht dann doch vieles anders)

Aber halt! Ganz so ist es im weiteren Verlauf von „Gastwerso“ dann doch nicht: Das Album steht für Veränderungen, und die sind wahlweise dezent oder grundlegend. Zunächst fällt das Keyboard auf, das in den Stücken deutlich vernehmlich, aber auch songdienlich eingesetzt wird – teilweise mit warmen Orgelklängen, dann wieder mit spacigen Sounds, die manches Mal an RUSH in den Siebzigern erinnern. „The Endless Wait“ verbindet geschickt diesen neuen Soundkosmos mit mittleren IN THE WOODS…, überzeugt aber trotz nur sanft eingesetzter Instrumente. Starkes Stück. Aber Metal? Nicht doch …

Beziehungsweise: Wenn es dann doch wieder härter zugeht, dann sind die Kontraste um so größer. „Ties Of Blood“ jedenfalls verbindet wieder trockenes Riffing mit deutlich erhöhtem Midtempo, das ja bei SARKE traditionell groß geschrieben wird. Verglichen mit den bisherigen Stücken ist hier allerdings die Songidee am geringsten ausgeprägt, weswegen der Song durchrauscht, ohne großartig Aufmerksamkeit zu erregen.

SARKE stehen die Veränderungen gut zu Gesicht

Das eher atmosphärische „In The Flames“ ist ebenfalls eher unspektakulär geraten, wohingegen „Rebellious Bastard“ wieder besser ins Ohr geht – nicht zuletzt durch den verheißungsvollen Textbeginn: „A black and white poster / hanging on the wall […]“. Was bei jedem anderen Sänger beliebig anmutet, klingt aus Nocturno Cultos Kehle ungleich spannender. Tja, und verwundert es anhand des bisher Geschriebenen, dass der Song ab der Mitte eine Wendung durchläuft, langsamer und atmosphärisch wird? Das abschließende „Cribs Hand“ versucht eine Synthese, fährt sogar souveränen weiblichen Gesang auf, bleibt aber etwas zu verhalten.

Jedenfalls ist das kein rauschender Abschluss des Albums, das einen solchen durchaus verdient gehabt hätte. Denn die Veränderungen stehen SARKE gut zu Gesicht, und „Gastwerso“ enthält teilweise erstaunlich facettenreiche Songs – jedenfalls verglichen mit dem, was die Band – gekonnt – in frühen Tagen fabriziert hat. Nur durchgehend zwingend ist das Album halt nicht geworden, trotz einiger Höhepunkte. Insofern steht unter dem Strich zwar eine Empfehlung, aber eine mit Einschränkung.

03.12.2019

- Dreaming in Red -

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